Zusammen mit Schweden und Finnland habe Dänemark eine der niedrigsten Mobbing-Raten in Europa. Euronews sprach daher mit Lehrern, Schülern und Eltern. Man wollte herausfinden, wie dieses skandinavische Land es schaffe, Mobbing an Schulen zu unterbinden.
Wohlbefinden sei der Schlüssel zum Lernen, habe eine Grundschullehrerin gesagt. Natürlich müssten die Schüler lesen und schreiben lernen. Aber dazu müssten sie sich sicher fühlen, und es sei die Aufgabe der Lehrerin, dafür zu sorgen. So könnten die Kinder in der Schule soziale Fähigkeiten entwickeln.
Das Lernen, miteinander zu leben, sei Teil des Unterrichts, so eine weitere Pädagogin. Man lege Wert darauf, dass die Schüler in verschiedenen Arten von Gruppen zusammenarbeiten, zum Beispiel geschlechtsübergreifend und nicht immer mit ihren besten Freunden. Zu üben, wie man kommuniziert und wie man Kompromisse eingeht, sei wichtig.
Auch die Witwirkung der Eltern an Entscheidungen über Schulprogramme spiele eine wichtige Rolle, laut einem Elternteil und Mitglied des Schulrats. Man müsse die Kinder ernst nehmen und sie «ein bisschen robuster» machen, damit sie lernten, mit Widrigkeiten umzugehen.
Die Zahl der Anrufe im Zusammenhang mit Selbstmordgedanken wegen Mobbings sei laut einer dänischen NGO für Kinderrechte vor allem bei jungen Teenagern gestiegen, so Euronews weiter. Die digitale Dimension habe es noch schlimmer gemacht, weil dadurch das Mobbing nicht aufhöre, wenn man die Schule verlasse.
Eine Forscherin im Bereich Bildung und Schulmobbing gehöre zu den Experten, die vor 15 Jahren Anti-Mobbing-Programme an dänischen Schulen entwickelt haben. Sie habe gemeint, solche Programme seien erfolgreich gewesen, müssten aber angesichts der neuen Realitäten neu erfunden werden:
«Es ist schwieriger, ein Teenager zu sein. Wir hatten den Lockdown. Wir hatten Covid. Man ist mehr allein. Im Allgemeinen ist das Wohlbefinden beeinträchtigt. Junge Menschen oder Kinder, die in Mobbing verwickelt sind, brauchen etwas. Sie müssen verstehen, was es bedeutet, hier zu sein und dazuzugehören. (...) Wenn wir sie nicht verstehen, begegnen sie der Sinnlosigkeit. Und Sinnlosigkeit ist ein Grund, warum sie anfangen, sich gegenseitig zu schikanieren.»
Mehr als auf Sanktionen kommte es auf die Gruppendynamik und den Dialog mit den Schülern an, habe eine Schulleiterin betont. Man versuche, sich den Schülern in vielerlei Hinsicht anzunähern, sowohl über den Unterricht als auch über Freizeittehmen oder den Umgang mit den sozialen Medien. Vertrauen sei dabei sehr wichtig.
Eine Schülerin sei der Meinung, dass die Wahrscheinlichkeit, gemobbt zu werden, in Dänemark geringer sei als anderswo in Europa. Das komme daher, dass junge Menschen von klein auf lernten, andere so zu behandeln, wie sie selbst behandelt werden wollten.
Für andere Schüler spiele auch die Art und Weise, wie Kinder und Jugendliche mit Erwachsenen umgehen, eine Rolle: eher als Vertrauenspersonen denn als Autoritäten.
Schülerinnen: «Eine eigenständige Person zu sein, gehört dazu, um sich selbst wohl zu fühlen, und das verhindert Mobbing. Dänemark als Land gibt uns das Gefühl, dass wir eine Person sind, dass wir ein Individuum sind, dass wir gehört und gesehen werden.»
Lehrerin: «Und wichtig! Du bist deine eigene Person, aber als Teil einer Gemeinschaft.»
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