Keiner verdreht die Augen so schön wie Karl der Kleine, wenn ihm eine Frage zuwider ist. «Wenn Sie auf sich selbst schauen: Was war Ihr grösster Fehler im nachhinein?» wollte die ZDF-Reporterin von ihm wissen. «Aber gute Frau: So fragt man doch nicht!» hielt ihr der Gernegross nonverbal entgegen.
Und dann kommt er auch noch raus mit seiner Sprache: «Also, ich finde es ganz falsch, dass wir nur auf Fehler blicken.» Immerhin hätten «wir» ja ganz viele Meznschen gerettet …
Zweiter Anlauf: Ob die Corona-Politik von einer Enquete-Kommission des Bundestages untersucht werden soll? Statt verdrehter Augen folgt bei gesenktem Blick die Einordnung, ja Abwertung dieser Idee: Das sei letztlich ein ideologischer Kampf durch «rechte Gruppen».
Anlauf Nummer drei: So leicht dürfe er sich da nicht machen, meint die eingebettete «Stimme des Volkes». − Doch, doch; eine Enquete-Kommission sei zu sehr «politisch aufgeladen» und arbeite zu wenig wissenschaftlich. Damit gibt sich die Dame aus der Vierten Gewalt zufrieden. Man nickt einander lächelnd zu. Das Pflichtprogramm ist absolviert, «man hat darüber gesprochen», dass es so etwas wie eine Aufarbeitung bräuchte.
Deftiger rückt der Schweizer Rechtsanwalt Heinz Raschein «seinem» ehemaligen Gesundheitsminister zu Leibe. «Alain Berset ist ein vorsätzlicher und notorischer Lügner», schreibt er dort, in Großbuchstaben. Und: «Wenn Berset nicht LÜGNER genannt werden möchte, soll er bitte gegen mich klagen. Dann kann man sich über seine Vergangenheit auseinandersetzen. Tut er es nicht, dann ist er eben einer, ein NOTORISCHER LÜGNER.»
Beide Zugangsweisen drücken auf ihre Weise aus, dass da noch etwas ansteht. Jenes Gespräch ist der halbgalante Versuch, das Thema «Aufarbeitung» mit Hochspielen gleich wieder wegzuwischen; das Schimpfen des Juristen ein Anlauf, das Gespräch mit dem wohl wichtigsten Schweizer Protagonisten jener Tage in rustikaler Weise anzustossen.
Mehr aus der juristischen und allgemein politischen Praxis kommen zwei Artikel, beide in sogenannt klassischen Medien erschienen. Das ZDF nimmt sich der freigeklagten RKI-Protokolle an, die Autorin von Welt.de lässt Kritiker der Gen-Spritze zu Wort kommen.
Wer sich in den vergangenen Jahren das eigene Denken nicht hat abgewöhnen lassen, der kann dazu mit den Worten von Stefan Millus resümieren: «Wir hatten recht». Und er darf sich gleich ihm fragen, ob «Wahrnehmungsstörung, Psychose» oder doch eher eine schlichte «Verweigerungshaltung» den Mitspielern des C-Wahns weiterhin Geist und Stimme blockieren.
Doch die Weisheit der Bibel geht über jeden Glauben oder Unglauben hinaus. Sie gilt immer zugleich im allgemein Menschlichen.
«Wer ist’s, der den Tag geringer Anfänge verachtet?» fragt der Prophet Sacharja angesichts des stockenden Wiederaufbaus von Land und Tempel nach den langen Jahren des Babylonischen Exils (Sacharja 4,10).
Dazu bestünde kein Grund, sagt er in verschiedenen Bildreden und ermutigt die Menschen, bei dem grossen Projekt mental einzuhaken, wie man heute vielleicht sagen würde.
Kleine Anfänge, verglichen mit der eingangs skizzierten Ignoranz, sind es, wenn die Autorin des ZDF-Artikels durchblicken lässt,
- dass auch sie gerne die ungeschwärzten RKI-Protokolle in Händen hielte,
- wenn sie freimütig von Mulitpolar zitiert, dass der ganze Lockdown-Wahn auf die Eingebungen eines noch unbekannten «externen Akteurs» (oder Akteurin?) zurückgeht,
- dass das RKI schon im Oktober 2020 FFP2-Masken eigentlich abgewiesen hatte oder
- dass Impf-Nachweise niemanden hätten kategorisieren sollen.
Kleine Anfänge sind es, wenn die Autorin von Welt.de − und sei es hinter der Bezahlschranke − einzelne Abgeordnete des Bundestages aus ihren Wahlkreisen erzählen lässt,
- wie die Menschen das Vertrauen in den Staat verloren hätten,
- wie sie weiterhin darunter litten, dass ihnen Pflegeheime und Gebärsäle verwehrt worden waren,
- dass ihre Bedürfnisse nicht wahrgenommen wurden und werden,
- dass willkürliche Verbote endlich als solche bezeichnet werden müssten und
man Kindern und Jugendlichen Unmögliches zugemutet habe.
Sie lassen etwas Dampf ab, um dann doch nur wieder weiterzumachen, gleich jenem wiedervereinten Lächeln von ZDF-Frau und Behörden-Mann? Unsere Tage bieten viel Anlass für tiefe Skepsis. Aber solche Ansätze böten nicht weniger Anlass zu glaubensvollem Handeln: auf die Politiker des eigenen Wahlkreises zugehen, selber Verantwortliche anschreiben, die eigene Stimme in der Öffentlichkeit wagen, die Schweizer «Aufarbeitungsinitiative» unterstützen.
«Wenn das, was geschehen ist, möglich war − was kann dann noch alles passieren?» fragt Stefan Millus. Wenn sogar die «offiziellen» Medien immer wieder nach Aufklärung rufen − was könnte dann nicht noch alles passieren?
«Jeder Mensch glänzt; entweder mit seinem Glauben oder mit seinem Zynismus. Aber er glänzt», sagt Eugen Rosenstock-Huessy.
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Wort zum Sonntag vom 17. März 2024: Aufgeblasene Machtspiele
Lothar Mack war als Gemeindepfarrer und bei verschiedenen Hilfswerken und Redaktionen tätig. Sein kritischer Blick auf Kirche und Zeitgeschehen hat ihn in die Selbständigkeit geführt. Er sammelt und ermutigt Gleichgesinnte über Artikel und Begegnungen und ruft in Gottesdiensten und an Kundgebungen zu eigenständigem gläubigem Denken auf. Sein Telegram-Kanal lautet StimmeundWort.
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