Wetterglück, spannende Rennen, gute Stimmung. So lassen sich die «Skifeste» von Wengen vom vergangenen Wochenende und Adelboden (die Woche zuvor) zusammenfassen. Klar und nachvollziehbar ist: Grölende Fans und reichlich fliessender Alkohol sind nicht jedermanns Sache.
Doch die Bilder von begeisterten Zuschauerinnen und Zuschauern am Chuenisbärgli und Lauberhorn – meist ohne Maske – haben Symbolkraft. Daran ändert das einhellige Lamento der Stadtmedien (die Redaktionen aller Deutschschweizer Leitmedien sitzen mittlerweile in Zürich) nichts. Und auch nicht die berechtigterweise kritisierte Diskrepanz zwischen veritablen Volksfesten im Berner Oberland und Erstklässlern, die im selben Kanton noch mit Maske im Schulzimmer sitzen müssen.
Natürlich und erwartungsgemäss beschweren sich die üblichen redaktionellen Verdächtigen in den Stadtzeitungen über «verstörende Bilder», über «Verantwortungslosigkeit», über «mangelnde Durchsetzung der Schutzkonzepte» und so weiter. Und sie zeichnen wiederum ein einseitig negatives Bild, das die Schweiz mit diesen «Auftritten» auch im Ausland vermittle.
Dabei blicken dieser Tage viele Menschen im Ausland mit Neid auf die in der Schweiz noch immer vergleichsweise lockeren geltenden sowie locker und pragmatisch umgesetzten Pandemie-Massnahmen. Und mit Hoffnung. Zeichnet sich tatsächlich Licht am Ende des Tunnels ab? Bedeutet das offensichtlich unkontrollierbare Omikron den Brückenschlag zur endemischen Phase?
Hierzu ein bemerkenswertes Zitat des langjährigen Hausarztes Urs Allenspach in Wengen. Während der Austragung der Skirennen war er in Pandemiefragen zum Bindeglied zwischen dem internationalen Skiverband und dem Lauberhorn-OK berufen. Generell sei man im Gesamtdenken der Bevölkerung bereits in eine endemische Phase übergetreten, so liess sich Allenspach im Berner Oberländer (BO) zitieren: «Das Denken ist den geltenden Regeln einen Schritt voraus.»
Sich selbst bezeichnet der 67-Jährige gegenüber dem BO als «trotziger Optimist». Und wagt einen Blick in die Kristallkugel: «Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, dass es nächstes Jahr in Wengen überhaupt noch einen Covid-Beauftragten braucht.»