Und er hat es doch geschafft. Ich wurde ausgelacht, als ich sagte, dass Tucker Carlson die 200 Million Grenze schaffen würde, wenn er Putin interviewt. Sie ist längst geknackt. Und er hat es verdient, denn er hat das getan, was jeder redliche Journalist tun sollte: Audiatur et altera pars – man höre auch die andere Seite. Und das Interview ist für viele, gerade im Westen, eine grosse Enttäuschung, denn darin kam nicht «Wlad (Wladimir) the bad» oder «Wlad the mad», sondern ein konzentrierter, geschichtsbewanderter, dossier- und faktensicherer Präsident zum Vorschein, der in zwei Stunden und sieben Minuten nie den Faden verlor.
Biden, wenn er ihn je in den Händen gehabt hätte, diesen Faden, hätte ihn nach zwei Minuten nicht mehr gesehen, geschweige denn gespürt. Der schon fast schmerzhafte Unterschied in Sachen Leadership von zwei Atommächten.
Die USA sind in einem solch desolaten und führungslosen Zustand, dass sogar Hillary Clinton prophylaktisch schon mal ihre Wahlkampfkleidung bügeln lässt, in der Hoffnung, nochmals für eine Runde in den Ring mit Donald Trump zu steigen. Vor allem, nachdem das Justizdepartement der USA zum Schluss gekommen ist, dass Joe Biden wegen Verstössen gegenüber dem Documents Act nicht angeklagt werden kann, weil ein Gedächtnisverlust im Rahmen einer Senilität vorliege. (Ich weiss gar nicht, warum mir jetzt ein gewisser Bundeskanzler auch noch in den Sinn kommt …).
Ein Befund, der jedes Geschworenengericht entwaffnen würde. Wenn der Präsident deines Landes wegen Senilität nicht angeklagt werden kann, hast du ein gröberes Problem in der Regierungspartei. Die Demokraten spüren offenbar langsam, dass Biden im Dezember nicht gewinnen kann und es besser wäre, jemand anderes in den Ring zu schicken. Bloss wen? Eben Hillary? Oder gar Michelle?
Zuerst sagt man dir, du sollst dein Haus verlassen und nach Süden flüchten. Dann flüchtest du also nach Süden, nur damit man dich dann dort bombardiert, nachdem du schon alles verloren hast, ausser das, was du noch auf dir tragen kannst. Deine Hoffnungen schmelzen wie Butter an der Sonne, denn die israelische Regierung und Armee foutiert sich einen Dreck um die Weisungen des höchsten Gerichts der Welt in Den Haag. Israel hört nicht auf unter dem genozidalen zionistischen Schutzschild der Hamas-Auslöschung zu morden, mit Vorliebe Frauen und Kinder.
Netanjahu hat grünes Licht gegeben für Angriffe auf die Stadt Rafa an der ägyptischen Grenze: Eine Stadt mit 150’000 Einwohnern, jetzt besiedelt mit 1,9 Millionen Menschen, wird Angriffen einer der besten Armeen der Welt ausgesetzt, die mittlerweile, ähnlich einem Virus, eine Mutation zu einer frauen-und kindsmordenden Freischärler-Bande durchgemacht hat.
Ein menschlich unvorstellbares animalisch-dehumanisiertes Szenario. Der Regen auf Rafas Strassen wird bald durch Unmengen von Blut ersetzt werden. David Cameron, früher Premier-, jetzt britischer Aussenminister, der vor Jahren bei Gaza vom grössten Outdoor-Gefängnis gesprochen hat, ist «concerned».
Das gleiche Wort wählen auch Antony Blinken und Joe Biden, der doch noch realisiert, dass seine Beziehungen zu Netanjahu ein Allzeit-Tief erreicht haben. Er hat Netanjahu gebeten, schon fast angefleht, Rafa nicht zu bombardieren. Aber: Alle Waffen, die bei einem Angriff auf Rafa eingesetzt werden, stammen kostenlos für Israel aus den USA. Die Aufklärungsflüge für Israel über Gaza werden von den Briten von ihrem Stützpunkt auf Zypern aus geflogen. Man kann es drehen und wenden wie man will: USA und UK sind die grossen Kollaborateure des Massakers in Palästina.
Und Keir Starmer, sorry, Sir Keir Starmer, der Vorsitzende der Labour-Party, stemmt sich noch immer, nach 135 Tagen Gemetzel, gegen einen Waffenstillstand. Er hat öffentlich gesagt, im TV, dass Israel das Recht habe, Wasser und Strom für 2,3 Millionen Menschen abzustellen. Vor acht Jahren setzte er sich im britischen Parlament dafür ein, dass Israel wegen Rassismus vom internationalen Fussball ausgeschlossen werden sollte. Erstaunlich, wie Politiker in acht Jahren innerlich verfaulen und verrotten können.
Das Schlachten in Gaza wird auch im Westen für Köpferollen sorgen, auch wenn noch eine grosse Solidarität mit den israelischen Zionisten besteht. Zionismus ist übrigens eine Herrscher-Ideologie und keine Religion. Der Soziologe-Professor David Miller wurde von der Universität Bristol wegen antizionistischen und propalästinensischen Bemerkungen gefeuert. Das war keines Falls rechtens, entschied Anfang Februar 2024 ein britisches Gericht.
Ein Meilenstein in der Rechtssprechung, der für Schnappatmung im Zionistenlager sorgt. Zukünftig darf niemand mehr benachteiligt oder gar entlassen werden, der sich gegen Israel äussert. Übrigens: Jeremy Corbin, der Vorgänger von Sir Keir Starmer, musste wie viele Labor-MP seinen Posten räumen – wegen angeblich anti-israelischen Aussagen, die als antisemitisch eingeschätzt wurden, aber eben anti-zionistisch waren.
Zurück zu den blutigen Fakten: Von 36 Spitälern sind 22 komplett funktionsuntüchtig. Bei über hunderttausend toten, verstümmelten, verwundeten und vermissten Menschen. Das Letzte, das zerstört wurde, ist das Nasser-Spital in Khan Yunis, von den IDF als sicher deklariert – auch für Flüchtlinge. In diesem Spital geht nichts, gar nichts mehr, es ist komplett umstellt und eingenommen von den IDFs.
Unterdessen ereilt uns die Mitteilung, dass Flüchtlinge in Rafa in ihren Zelten bombardiert werden, die, die welche haben. Aus der Luft, von Artillerie und vom Meer aus. Die Geschütze und Bomben fallen auf Zelte, in denen Menschen im Wasser liegen und auf den terminalen Angriff warten. 1,9 Millionen Flüchtlinge.
Wie bezeichnen Sie ein solches Szenario? Auch Macron ist unterdessen «concerned». Wie beruhigend. Was aber passiert durch die internationale Gemeinschaft? Nichts, gar nichts. Umsetzungen des ICC? Fehlanzeige. Sie ist nicht mal fähig, den zionistischen Apartheid-Staat aus dem Eurovision Song Contest oder aus dem internationalen Sport zu schmeissen, wie es damals Südafrika und neulich Russland erlebt haben.
Immer noch fliessen Milliarden von US-Dollar nach Israel und die Waffenarsenale werden durch die USA gefüllt. Noch immer fliegt die Royal Air Force Aufklärngsflüge von Zypern aus. Flüge, die die Bomben auf die Zelte und Spitäler leiten. Sanktionen gegen Israel? Keine – im Gegenteil – siehe oben.
Es ist schon erschreckend, wie sich die ganze Welt von einem Kleinstaat in der Wüste – in einer ewigen, mittlerweile mehrere Generationen übergreifenden Schuld – zum Narren, gar im Würgegriff und Schwitzkasten halten lässt.
Nirgends ist die Bemerkung angebrachter: «Always follow the Money» – folge immer dem Geld! Mehr sage ich dazu nicht, es könnte subito gegen mich verwendet werden, britisches Gerichtsurteil gegen die Universität Bristol hin oder her …
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Dies ist der Newsletter von Marco Caimi, Arzt, Kabarettist, Publizist und Aktivist. Aus Zensurgründen präsentiert er seine Recherchen nebst seinem YouTube-Kanal Caimi Report auf seiner Website marcocaimi.ch. Caimis Newsletter können Sie hier abonnieren.
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