Die Berichterstattung der New York Times über das israelische «Gemetzel» im Gazastreifen sei, wie die anderer US-Mainstream-Medien, «eine Schande für den Journalismus». Das schreibt der Middle East Monitor. Ein durchgesickertes Memo, über das The Intercept berichte, zeige nun, dass dahinter eine Agenda stecke.
So hat The Intercept herausgefunden, dass die US-Zeitung ihre Journalisten seit dem 7. Oktober mit häufig aktualisierten «Richtlinien» füttert, welche Worte sie bei der Beschreibung des schrecklichen israelischen Massengemetzels im Gazastreifen verwenden oder nicht verwenden sollen. International anerkannte Begriffe und Ausdrücke wie «Völkermord», «besetztes Gebiet», «ethnische Säuberung» und sogar «Flüchtlingslager» würden auf der Ablehnungsliste der Zeitung stehen. In dem von The Intercept überprüften Memo heisse es zudem:
«Worte wie ‹Gemetzel›, ‹Massaker› und ‹Blutbad› vermitteln oft mehr Emotionen als Informationen. Überlegen Sie gut, bevor Sie sie in unserer Sprache verwenden.»
Obwohl eine solche Sprachkontrolle laut NYT auf Fairness für «alle Seiten» abziele, sei ihre Anwendung fast ausschliesslich einseitig, meint Middle East Minitor. So habe ein früherer Bericht von The Intercept gezeigt, dass die NYT zwischen dem 7. Oktober und dem 14. November 53 Mal das Wort «Massaker» verwendet hat, wenn es um die Tötung von Israelis durch Palästinenser ging, und nur einmal, wenn es um die Tötung von Palästinensern durch Israel ging.
Das Portal beanstandet auch, dass die Zahl der palästinensischen Todesopfer von der US-Regierung und den Medien oft in Frage gestellt, später jedoch allgemein als korrekt akzeptiert wurde. Die Zahlen der israelischen Todesopfer würden hingegen, wenn überhaupt, nur selten in Frage gestellt. Dies, obwohl Israels eigene Medien später enthüllten, dass viele Israelis, die angeblich von der Hamas getötet wurden, durch «friendly fire», also durch die israelische Armee, ums Leben kamen (wir berichteten hier, hier und hier). Middle East Monitor weiter:
«Gemäss dieser Doppelmoral werden die besetzten, unterdrückten und routinemässig abgeschlachteten Palästinenser mit einer Sprache dargestellt, die für Israel angemessen ist, während ein rassistisches, apartheidartiges und mörderisches Gebilde wie Israel als Opfer behandelt wird und sich trotz des Völkermords im Gazastreifen irgendwie immer noch in einem Zustand der ‹Selbstverteidigung› befindet. (…) Die gleiche schräge Logik gilt für die US-Regierung, deren täglicher politischer Diskurs über Demokratie, Menschenrechte, Fairness und Frieden sich weiterhin mit ihrer dreisten Unterstützung der Ermordung von Palästinensern durch Blindgänger, Bunkerbomben und andere Waffen und Munition im Wert von Milliarden von Dollar überschneidet.»
Was sich in Gaza abspiele, sei in der Tat ein Völkermord, ein entsetzliches Gemetzel und tägliches Massaker an unschuldigen Menschen, deren einziges Verbrechen darin bestehe, dass sie sich einer gewaltsamen militärischen Besetzung und einem abscheulichen Apartheidregime widersetzen. Das Portal schliesst:
«Und wenn diese unbestreitbaren Fakten eine ‹emotionale› Reaktion hervorrufen, dann ist das eine gute Sache; vielleicht folgen dann echte Massnahmen, um das israelische Gemetzel an den Palästinensern zu beenden. Es bleibt die Frage: Warum sollten die Redakteure der New York Times dies anstössig finden?»
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