Das Gendern wird heute in der Schweiz nicht einheitlich gehandhabt. Die Bundesverwaltung wendet es nicht an. Sehr verbreitet ist es aber an Universitäten, sonstigen Lehranstalten und zum Teil auch in der Wirtschaft – beispielsweise bei Stellenanzeigen.
An der pädagogischen Hochschule in Basel wird zum Beispiel künftigen Lehrerinnen und Lehrern beigebracht, wie das Gendern in die Volksschule getragen werden soll.
So uneinheitlich die Anwendung der Gendersprache, so klar scheint die Ansicht über sie. So sind einer Umfrage der Gratiszeitung 20 Minuten zufolge 88 Prozent der Bevölkerung gegen das Gendern. Trotzdem üben offensichtlich verschiedene Seiten Druck aus, damit die sogenannte «gendergerechte Sprache» Anwendung findet.
Im Schweizer Kanton Baselland fordert nun die «Kantonale Initiative gegen das Gendern an der Volksschule», dass Sonderzeichen wie der Doppelpunkt, der Unterstrich, das Binnen-I, der Genderstern und ähnliche Formen an den Baselbieter Volksschulen nicht mehr verwendet werden dürfen. Stattdessen sollen klare, sprachlich korrekte, verständliche und lesbare Varianten wie das generische Maskulinum oder die Nennung beider Geschlechter genutzt werden.
Für das Zustandekommen einer Volksinitiative werden im Kanton Baselland 1500 gültige Unterschriften benötigt, die innerhalb von zwei Jahren gesammelt und eingereicht werden müssen. Sind diese Unterschriften beisammen und beglaubigt, dann stimmt das Volk darüber ab. Stimmt es zu, dann erlangt die Initiative Gesetzeskraft – auch gegen den Willen von Parlament und Regierung.
Die 29-jährige Studentin der Rechte und Politikerin der Schweizerischen Volkspartei (SVP), Sarah Regez, ist Präsidentin des Initiativkomitees. An der Universität hatte sie sich geweigert, zu gendern. Sie äusserte sich kürzlich zu den Beweggründen für die Initiative. In einem Gespräch auf Hoch2 TV betont sie die Bedeutung der klaren Sprache an Schulen.
Sie argumentiert, dass die Gendersprache den Fokus von wichtigen Unterrichtsinhalten ablenke. Regez sieht die Gendersprache zudem als grammatikalisch falsch an und ist überzeugt, dass sie nicht in Schulen gehört.
«Der Verein für deutsche Sprache e.V. sagt klar, es sei nicht korrekt, mit Sonderzeichen zu gendern. Eltern haben aber ein Anrecht, dass Kindern die korrekte Sprache beigebracht wird», sagte sie.
Die Reaktionen auf die Initiative seien, so Regez, grösstenteils positiv. Unterstützung komme von verschiedenen Bevölkerungsgruppen, von konservativ bis progressiv-feministisch.
Regez betonte auch die breite Aufstellung des Initiativkomitees, das Unterstützung aus verschiedenen politischen Parteien und nicht-politischen Bereichen erfahre. Sie wies auch darauf hin, dass die Militanz, mit der das Gendern propagiert werde, Fragen nach der Ursprungsideologie und deren Ziel aufwerfe. Regez findet Minderheitenschutz in Ordnung, solange dieser der Mehrheit nicht aufgedrückt werde:
«Gendern ist das Einfallstor für Wokeness. Alles andere ist daran angehängt. Wenn die Anzahl der Geschlechter nicht begrenzt ist, dann ist alles möglich.»
Diskussionen wie die Frage um genderneutrale WCs würden dann auf dem Fuss folgen. Regez:
«Ich finde es indiskutabel, dass nicht-biologische Frauen auf Frauen-WC’s gehen dürfen,» kommentiert Regez diesen Trend. «Wenn man das flächendeckend macht, müsste sich eine grosse Mehrheit an eine kleine Minderheit anpassen.»
Zu der Frage, ob das Gendern gut gemeint ist oder hinter ihm eine totalitäre Ideologie steckt, sagt sie:
«Viele Mitmachende meinen es gut. Sie wollen alle einbeziehen, inkludieren. Die Treiber der Ideologie haben aber ihre Agenda, die sie durchsetzen wollen. Beim Gendern heisst es, man möchte niemanden diskriminieren, alle inkludieren. Man sollte sich aber auf Fakten abstützen, nicht einen moralischen Strohmann aufbauen. (…) Eine abgehobene Elite an den Universitäten baut sich da eine Realität zusammen, die so nicht ist.»
Danach gefragt, ob es weitere Volksinitiativen in diesem Bereich brauche, meinte sie:
«Wenn sich unsere Initiative durchsetzt, erübrigen sich vielleicht weitere Massnahmen, weil klar ist, dass die Leute es ablehnen. Wenn es aber zu Vorfällen kommt mit Männern auf Mädchentoiletten – das ist ja ein Stück weit übergriffig –, dann müsste man sich schon überlegen, welche Handhabe man hätte.»
Die Gegner der Gendersprache sehen darin keinen Beitrag zur Inklusion von Minderheiten. Regez argumentiert, dass Gendern niemanden inkludiere, da unklar sei, wer oder was mit den verwendeten Sonderzeichen gemeint sei. Sie wies auch darauf hin, dass Kinder durch diese Ideologie bereits in der Volksschule beeinflusst würden und ein freies Denken aus Angst vor Diskriminierung verhindert würde.
Sarah Regez ermuntert schliesslich besorgte Eltern, sich aktiv mit den Inhalten auseinanderzusetzen, die ihren Kindern in der Schule vermittelt werden. Sie betonte die Wichtigkeit der Unterstützung der Initiative als rechtliches Instrument für Eltern, um Einfluss auf den Schulunterricht zu nehmen.
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