Das Werk «Actuel – Plaidoyer pour un renouveau européen» von Martin Bernard ist bescheiden als ein Essay betitelt, geht jedoch darüber hinaus. Es wirft einen Blick auf die Geschichte und die Zukunft Europas, wobei Philosophen und nicht Technokraten zu Wort kommen, wie Jacques Pilet auf «Bon pour la tête» schreibt.
Die europäische Zivilisation hat eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Seit der Zeit von Christoph Kolumbus dominierte sie grosse Teile der Welt und trug seit dem 18. Jahrhundert zur Entwicklung von Wissenschaft, Technik und wirtschaftlicher Dominanz bei. Im Gegensatz zu diesem materialistischen Ansatz hebt das Buch jedoch auch die geistigen Strömungen der europäischen Aufklärung hervor, die die Bedeutung von Wissenschaft, Emanzipation und individueller Freiheit betonten.
Martin Bernard beklagt, dass heutzutage die Wissenschaft oft von wirtschaftlichen Interessen gesteuert wird und schlägt vor, neue Forschungsinstitute zu schaffen, die stärker auf die Bedürfnisse der Bevölkerung eingehen und durch eine Steuer auf Finanztransaktionen finanziert werden könnten.
Trotz dieser Errungenschaften befindet sich Europa im Niedergang. Emmanuel Todds Buch «La défaite de l’Occident» wird als Beispiel angeführt, das diesen Niedergang beschreibt, einschliesslich des Verlustes religiöser Praktiken und Traditionen sowie des Aufkommens von Nihilismus und Konsumgesellschaft.
Das Buch von Martin Bernard schlägt eine Erneuerung vor, die auf Respekt, individueller Integrität, Naturverbundenheit, solidarischen Strukturen und Spiritualität basiert. Es betont die Bedeutung von Bildung, Meditation und einem respektvollen Dialog mit anderen Kulturen.
In einer Zeit, in der Europa sich in kriegerischem Fieber befindet und dem militärischen Weg mehr Beachtung schenkt als der Suche nach friedlichen Lösungen, ist eine Rückbesinnung auf europäische Werte dringend erforderlich. Bernard kritisiert, dass Europa zu stark den USA folgt und sich nicht ausreichend um die Leiden anderer Länder kümmert.
Pilet preist das Buch als ein Werk des Humanismus, das einen optimistischen Ansatz vertritt im Gegensatz zu Todds pessimistischer Sichtweise, die den Westen vorschnell abschreibt. Er plädiert für eine Rückkehr zu den Werten, die Europa einst gross gemacht haben.
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