Die Autorin Sigal Samuel hat sich auf dem Portal Vox damit befasst, wie Big Tech-Unternehmen unsere innersten Gedanken abhören können. Ihr Urteil: «Das Gehirn wird nicht mehr lange privat sein.»
In diesem Rahmen erwähnt sie, dass Elon Musks Unternehmen Neuralink einem Menschen kürzlich einen Gehirnchip implantiert hat (wir berichteten). Der Chip namens «Telepathy» nutzt Neurotechnologie in einem medizinischen Kontext: Er soll Signale aus dem Gehirn eines gelähmten Patienten auslesen und an einen Computer übertragen, den der Patient dann allein mit seinen Gedanken steuern kann. Im medizinischen Kontext unterliegt die Neurotechnologie staatlichen Vorschriften.
Aber Forscher entwickeln auch nicht-invasive Neurotechnologien, wie Samuel preisgibt. Es gebe bereits KI-gestützte Gehirndecoder, die die unausgesprochenen Gedanken, die uns durch den Kopf gehen, in Text übersetzen könnten, ohne dass eine Operation erforderlich sei.
Zwar sei diese Technologie noch nicht auf dem Markt, aber wir könnten bei Amazon mittlerweile zahlreiche Geräte kaufen, die unsere Gehirndaten erfassen. Beispielsweise das Muse-Stirnband, das mithilfe von EEG-Sensoren Aktivitätsmuster des Gehirns aufzeichnet und dem Nutzer dann Hinweise zur Verbesserung seiner Meditation gibt. Doch das hat laut Samuel seine Tücken:
«Da diese Geräte nicht als medizinische Geräte vermarktet werden, unterliegen sie nicht den staatlichen Vorschriften; die Unternehmen können Ihre Daten sammeln – und verkaufen.»
Auch Meta habe bereits ein Armband entwickelt, das Gehirnströme lesen könne, und Apple habe eine zukünftige Version der AirPods patentiert, die Gehirnaktivitäten über die Ohren abtaste.
Bald könnten wir in einer Welt leben, in der Unternehmen unsere neuronalen Daten genauso erfassen wie das US-amerikanische Biotechnologie-Unternehmen 23andMe unsere DNA-Daten, warnt Samuel. Diese Unternehmen könnten Datenbanken mit Dutzenden von Millionen von Gehirnscans aufbauen, die verwendet werden können, um zum Beispiel herauszufinden, ob jemand an einer Krankheit wie Epilepsie leidet – selbst wenn der Betroffene diese Information nicht preisgeben will.
Eines Tages könnten diese Daten dazu verwendet werden, Personen gegen ihren Willen zu identifizieren, resümiert Samuel.
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