«Je härter ich mit Menschen umgehe, je stärker ich sie unterdrücke, desto massiver ist eine Immunsupression, desto höher ist die Gefahr, dass man sich infiziert und erkrankt und stirbt.»
Prof. Dr. Dr. Christian Schubert denkt dialektisch. Der Gründer des Labors für Psychoneuroimmunologie und Professor an der Universitätsklinik für medizinische Psychologie in Innsbruck weigert sich hartnäckig, simplifizierte, dualistische und reduktionistische Denkmuster zu akzeptieren oder gar zu übernehmen.
«Mangelndes Komplexitätsdenken in der Medizin schafft unglaubliche Kollateralschäden im Laufe der nächsten Jahrzehnte.»
Im Gespräch mit Gunnar Kaiser betont er vor allem die komplexen, interdisziplinären Verschränkungen von Psychologie, Immunbiologie und sozial-gesellschaftlichen Dynamiken. Themenbereiche und Disziplinen, die laut Schuberts Einschätzung weder getrennt betrachtet werden können, noch überhaupt isoliert voneinander existieren. Denn zum biologischen und individuellen Immunsystem kommen noch kulturelle und gesellschaftliche Immunstrukturen, so dass eine Änderung im Immunsystem letztlich Ausdruck eines gesamtgesellschaftlichen Wandels ist.
«Das ist die grösste Krise der westlichen Medizin. Das ist, was es brauchte und wenn es entlarvt wird, dann gibt es eine Chance zur Veränderung.»
Schubert spricht über fundamentale erkenntnistheoretische Irrtümer der Schulmedizin, Sickness Behavior, die Chancen einer selbstwirksamen Gegenkultur und darüber, warum die psychischen Kollateralschäden der Corona-Massnahmen uns noch die nächsten Jahrzehnte begleiten werden.
«Momentan ist die ganze Lage darauf aus, dass die Menschen ihre Selbstwirksamkeit abgeben, in Abhängigkeit geraten, das tun, was die anderen ihnen vorschreiben, brav mitmachen und sich selbst nicht mehr als selbstwirksam erleben.»
Christian Schubert ist Universitätsprofessor und Leiter der Arbeitsgruppe für Psychoneuroimmunologie des deutschen Kolloquiums für psychosomatische Medizin. Neben unzähligen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, ist er Autor mehrerer Bücher:
Was uns krank macht, was uns heilt: Aufbruch in eine neue Medizin