Dragqueen Minima Gesté, 33, steht nach einer Reihe hitziger Kommentare in den sozialen Medien im Zentrum einer Kontroverse um die Eröffnungszeremonie für die diesjährigen Olympischen Spiele in Frankreich.
Denn die Dragqueen soll die olympische Flamme, die im Heiligtum von Olympia in Griechenland entzündet wurde, durch die Straßen der französischen Hauptstadt tragen.
«Ich bekräftige meine volle Unterstützung für sie», sagte die sozialistische Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, am Freitag in einer Erklärung zum Programm, welches das Tragen der olympischen Flamme beinhaltet.
«Ich sage es noch einmal: Ich bin stolz, und Paris ist stolz, dass eine Dragqueen die Fackel und die Werte des Friedens und der Menschlichkeit tragen wird», fügte sie hinzu.
Die Bürgermeisterin von Paris erklärte, Gesté sei Opfer «homophober und transphober Beleidigungen» geworden und sie werde ihr helfen, rechtliche Schritte einzuleiten.
Dies ist derweil dieselbe Bürgermeisterin, die gemeint hatte, sie wolle keine russischen und weißrussischen Sportler in Paris sehen. Wörtlich hatte sie gesagt:
«Ich möchte den russischen und weißrussischen Athleten sagen, dass sie in Paris nicht willkommen sind.»
Der Staffellauf kommt am 14. und 15. Juli in der französischen Hauptstadt an. «Eine Dragqueen die Fackel tragen zu lassen – und sie vielleicht sogar fallen zu lassen – ist eine große Quelle des Stolzes», sagte Gesté, der in voller Montur 25 cm hohe Absätze trägt.
«Eine der Botschaften, die ich vermitteln möchte, ist der Stolz auf meine Gemeinschaft, denn vor 10 Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass eine Dragqueen die Fackel trägt», fügte der Aktivist für die LGBTQIA+ Gemeinschaft hinzu. Er sagte auch, dass das Dasein als Dragqueen in Korsett und Stöckelschuhen körperlich anstrengend sei, «aber noch keine olympische Sportart», und dass er zuvor Ringen und Synchronschwimmen betrieben habe.
Die rechtsgerichtete Politikerin Marion Maréchal ist hingegen der Meinung, Gesté sei für «besonders vulgäre» und «hypersexuelle Auftritte» verantwortlich.
«Ich denke nicht, dass dies eine gute Art ist, Frankreich in der Welt zu repräsentieren», sagte sie am Donnerstag gegenüber dem Fernsehsender TF1.
Frankreichs Kulturministerin Rachida Dati sagte, die Kritik zeige, wie schwierig es sei, in einem so stark gespaltenen Land eine nationale Einheit rund um die Olympischen Spiele aufzubauen.
Als das offizielle Plakat im März enthüllt wurde – eine aufwendige handgezeichnete Darstellung von Paris – löste ein fehlendes christliches Kreuz auf dem Invaliden-Wahrzeichen eine Debatte über das Erbe und die Identität des Landes aus. Der Fackellauf wird am 8. Mai in Marseille beginnen, bevor die Spiele am 26. Juli eröffnet werden.
Griechenland, das die olympische Flamme spendet, hat sich nicht zu dieser Kontroverse geäußert.
Kommentar Transition News:
Die Beleidigungen gegen die Dragqueen, vor allem in den sozialen Medien, sind das eine. Wer der Sprache Molières mächtig ist, dem tun sich hier Abgründe auf.
Auf der anderen Seite zeigt das Verhalten der Stadt Paris – einerseits die Dragqueen, die mit der Teilnahme am olympischen Fackellauf Aufmerksamkeit auf das sowieso omnipräsente Thema Gender und LGBT lenken soll, andererseits die Stellungnahme gegen die Teilnahme russischer und weißrussischer Sportler, die prima vista nicht für die Politik ihres Landes verantwortlich gemacht werden können – eine klare politische Tendenz.
Das war aber nicht die Idee, die der französische Humanist Baron Pierre de Coubertin (1863 - 1937) hatte, als er die ersten Olympischen Sommerspiele der Neuzeit lancierte, die 1896 in Athen stattfanden. Seine Idee war, das Völkerverbindende zu betonen.
Die Idee, den Sport vor den Karren der Politik zu spannen, ist aber leider auch nicht neu.
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