Das Hafenarbeiter-Kollektiv Collettivo Autonomo dei Lavoratori Portuali (CALP) von Genua hat eine neue Anlandung von militärischem Gerät im ligurischen Hafen angeprangert, berichtet l’Indipendente. Es sei an Bord eines der Schiffe der saudischen Firma Bahri angekommen und werde nach Camp Darby gebracht, das zwischen Pisa und Livorno liegt.
Laut The Weapon Watch, der Beobachtungsstelle für Waffen in europäischen und mediterranen Häfen, «ist dies das erste Mal, dass diese schwimmenden Arsenale Waffen in unser Land gebracht haben». Normalerweise würden sie einen Zwischenstopp einlegen, bevor sie in andere Länder weiterfahren. Camp Darby sei «das grösste Kriegsmaterialdepot ausserhalb der Vereinigten Staaten». Die Passage des Schiffes Bahri Abha, das Waffen an die USA auf italienischem Hoheitsgebiet liefert, markiere eindeutig «einen weiteren Schritt der globalen Militarisierung».
Die Aktivitäten der Schiffe der Firma Bahri würden von der CALP genau überwacht, so l’Indipendente. Das Kollektiv hätte bereits mehrfach Mobilisierungen durchgeführt, um die Hafentore zu blockieren und die Schiffe am Auslaufen zu hindern, beispielsweise im vergangenen November bei einem Schiff, das nach Israel unterwegs war.
Nach Angaben von The Weapon Watch sind die in Genua angelandeten Schiffe höchstwahrscheinlich mit Oshkosh L-ATVs beladen, leichte taktische Fahrzeuge der US-Armee. Die Nutzung der Bahri-Flotte unter saudischer Flagge für die US-Militärlogistik zeige, dass das Interessenbündnis zwischen den Vereinigten Staaten und der Monarchie von Riad jetzt «ein aktives Militärbündnis» sei. Es umfasse nicht mehr nur die Lieferung von Verteidigungsgütern, wie es auch im Roten Meer zu beobachten sei, «wo westliche Kanonenboote in einer Anti-Houthi-Funktion eingesetzt werden».
Camp Darby sei für die USA von zentraler Bedeutung, fügt l’Indipendente an. Die Basis habe in den letzten Jahrzehnten an allen grossen Kriegen der USA, insbesondere auf dem Balkan und im Nahen Osten, eine Rolle gespielt. Das Portal weiter:
«Camp Darby ist der Militärstützpunkt, mit dem 1951 die ständige US-Präsenz auf italienischem Gebiet begann. Seine Existenz war das Ergebnis eines bilateralen Abkommens über militärische Zusammenarbeit, das die Unterstützung der USA beim Wiederaufbau des italienischen Kommunikationssystems im Austausch für ein grosses Stück Land zwischen Pisa und Livorno vorsah, auf dem dieser Stützpunkt errichtet werden sollte. Es handelt sich um einen der grössten US-Stützpunkte in Europa mit etwa 30 Luftwaffen- und Armeeeinheiten.»
Den grössten Teil der Infrastruktur des Stützpunktes bilden laut l’Indipenedente das 839th Transportation Battalion und das Combat Equipment Battalion. Sie würden einen Grossteil der täglichen Abläufe auf der Anlage unterstützen und kontrollieren. Das 839th Transportation Battalion, das dem Military Traffic Management Command unterstellt sei, habe die Aufgabe, alle US-Häfen im Mittelmeerraum zu verwalten. Der Auftrag des Combat Equipment Battalion sei es, alle Militärfahrzeuge zu warten, zu lagern und zu reparieren.
Camp Darby beherberge rund 125 Bunker, in denen verschiedene Munitionstypen für die Kommandos der US Army und der Air Force in Europa gelagert würden. Darüber hinaus sei Camp Darby der Hauptsitz des Army Material Command Europe. Rund 350 Soldaten und Luftwaffenangehörige sowie 2000 zivile Angestellte und ihre Familien würde dort leben.
Das CALP prangert die «unaufhaltsame» Kriegswirtschaft an, ruft dazu auf, «die Details nicht zu unterschätzen» und kündigt eine neue Mobilisierung an.
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