In Kuba hat es am 11. Juli einen Volksaufstand gegeben. Die Menschen protestieren gegen die Corona-Restriktionen und schlechten Lebensbedingungen, sie fordern Lebensmittel und Medikamente – und Freiheit. Wie das Medienportal 14ymedio zwei Tage später informierte, gibt es Tote, Verwundete, Inhaftierte und Vermisste.
Augenzeugen hätten darüber berichtet, dass Menschen geschlagen und zu Tode geprügelt wurden. Es sei nicht genau bekannt, wie viele und wo, da die Internet- und Telefonverbindungen gekappt wurden, aber nach und nach würden über verschlüsselte Kanäle, Messenger-Dienste und soziale Netzwerke Informationen durchdringen, die belegen, mit welcher Polizeigewalt die kommunistische Regierung gegen die Menschen vorgehe.
Das Medienportal beschrieb Szenen aus einigen Videos, die am vergangenen Dienstag auf verschiedenen Plattformen geteilt wurden: «Sie haben ihn getötet, sie haben ihn getötet», schreit die Menge, die sich um einen schwer verletzten Mann geschart hat. Die Menge brüllt auch die Polizisten an, die ihn in angegriffen haben.» Eine verzweifelte Frau aus Batabanó, in Mayabeque, habe in einem Video den Tod ihres Neffen gemeldet: «… sie haben ihm die Zähne ausgeschlagen, sie haben die Hunde auf ihn gehetzt, sieben oder acht Schwarzhelme haben auf ihn eingeprügelt.»
14ymedio liess auch einen Priester aus Havanna zu Wort kommen, der lieber anonym bleiben wollte:
«So eine Demonstration hat es seit der Zeit von Hatuey nicht mehr gegeben, so brutal ist die Repression. Aus diesem Grund hat die Regierung das Internet gesperrt, damit die Wahrheit nicht bekannt wird. In den frühen Morgenstunden des Sonntags ist es zu Entführungen gekommen. Es ist schrecklich gewesen, die Polizei hat die Hunde auf die Leute losgelassen.
(Anm. d. Red.: Hatuey war ein Häuptling der Taíno. Er nahm als Bewohner der «Neuen Welt» als erster den Widerstand gegen die weisse Kolonialherrschaft auf und wurde dafür von den spanischen Eroberern verbrannt.)
Die Ruhe, die in Kuba am Montag herrschte, dem Tag nach den massiven Demonstrationen, sei nur «scheinbar», teilte 14ymedio mit. Am frühen Morgen hätten Augenzeugen über Menschen berichtet, die aus ihren Häusern in Artemisa verschleppt wurden. Bislang gebe es keine offizielle Zahl der Verhaftungen, aber Aktivisten auf der Insel hätten eine Liste von bisher 115 Personen veröffentlicht.
Die Nachrichtenagentur Efe habe Bilder von Dutzenden von Frauen veröffentlicht, die sich auf der Polizeistation Zanja in Havanna versammelten, um etwas den Verbleib ihrer Angehörigen zu erfahren, die zwischen Sonntag und Montag festgenommen wurden.
Am 16. Juli schrieb 14ymedio:
«Das Komitee der Vereinten Nationen für ‹gewaltsames Verschwinden› hat am Donnerstag von der kubanischen Regierung Informationen über die 187 Personen gefordert, die nach den Protesten, die am 11. Juli im ganzen Land begannen, vermisst werden. Die Täter müssten ‹identifiziert› werden.»
Mit dieser «Dringlichkeitsmassnahme» habe das Komitee auf eine Beschwerde reagiert, die am Vortag von der Organisation Cuban Prisoners Defenders eingereicht worden sei. Diese habe darauf hingewiesen, dass Hunderte von Menschen in mehr als 15 Städten festgehalten werden und sie noch keinen Kontakt zu ihren Familien haben. Es gebe keine offizielle Dokumentation über deren Verbleib.
14ymedio erklärte, dass die Gesetze in Kuba ausgehebelt sind:
«Kuba befindet sich in einem nicht erklärten Belagerungs- oder Ausnahmezustand, während die repressiven Kräfte mit der Unterdrückung fortfahren, Razzien organisieren, Häuser stürmen, um Demonstranten mit völliger Willkür und Gewalt zu verhaften.»
Auch die Kubanische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (OCDH) prangerte am Donnerstag «die juristische Schutzlosigkeit der Inhaftierten und die Jagd auf Demonstranten» an.
Die Lage in Kuba nahm US-Präsident Joe Biden zum Anlass, sich einmal mehr in die Angelegenheiten anderer Länder einzumischen. Wie 14ymedio wissen liess, habe dieser am 15. Juli während einer Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel im Weissen Haus kundgetan, dass er untersuche, ob seine Regierung die technologische Kapazität hat, den mobilen Internetzugang in Kuba wiederherzustellen. Biden wurde zitiert:
«Sie haben den Internetzugang gesperrt. Wir überlegen, ob wir die technologischen Möglichkeiten haben, diesen Zugang wiederherzustellen.»
Bei seiner Pressekonferenz mit der deutschen Bundeskanzlerin kündigte Biden zudem an: «Ich wäre bereit und willens, eine beträchtliche Menge an Impfstoff zu schicken, wenn ich sicher sein könnte, dass eine internationale Organisation ihn verabreicht.»