Der 17. Juni 2020 wird in die Geschichte der Epidemiologie eingehen. Denn an jenem Tag begann unter Arbeitern im Tönnies-Schlachthof Rheda-Wiedenbrück der bisher größte lokale Corona-Ausbruch: 2’000 Menschen wurden positiv auf den Erreger SARS-CoV-2 getestet.
Doch geschichtsträchtig ist lediglich die politische Fehlreaktion: Es folgte ein verschärfter regionaler Lockdown. Haupteffekt: Stigmatisierung von Menschen aus Nordrhein-Westfalen (NRW) in anderen Orten der Republik. Und das alles, obwohl man zu jenem Zeitpunkt hätte wissen müssen: Covid-19 verläuft in den allermeisten Fällen harmlos.
Heute, drei Monate nach der Tönnies-Aktion, dem Beleg für politischen Aktionismus und Inkompetenz im Umgang mit dem Ausbruch, zieht Deutschlandfunk (Dlf) eine Bilanz. Und die sieht für alle jene duster aus, die auf Lockdowns und Massentests setzen.
«Laut NRW-Gesundheitsministerium lassen sich bis Ende Juli 2119 Corona-Fälle direkt dem Ausbruch bei Tönnies zuordnen», schreibt Dlf, und: «Die meisten Infizierten entwickeln milde Symptome oder können sich zu Hause erholen». Insgesamt 41 Personen seien im Krankenhaus behandelt worden. Die eigentliche Kernaussage ist dem Staatssender lediglich eine Zwischenüberschrift wert:
«Keiner der Infizierten ist an COVID-19 gestorben.»
Warum es unter den 2’000 ausgebeuteten, meist rumänischen Arbeitern, keine Toten gab, erklärte Anne Blunte, Leiterin der Abteilung Gesundheit der Kreisverwaltung Gütersloh, gegenüber Dlf in einem skurrilen Statement:
«Aber man muss auch sehen: Es war eine bestimmte Gruppe Menschen betroffen – nämlich Menschen, die auch zum Teil schwer körperlich gearbeitet haben und damit natürlich auch eine andere gesundheitliche Voraussetzung mitbringen».