Im ersten Teil dieser Serie beschäftigte sich Rosemary Frei mit der Frage, ob in einer Studie wichtige Informationen ausgelassen oder versteckt wurden. Im zweiten Teil setzte sich die Molekularbiologin mit Datenmaterial von Studien zur Gefährlichkeit der neuen «indischen SARS-Variante» beim Menschen auseinander. Im nun dritten und letzten Teil zeigt sie, ob eine Studie wirklich die Informationen enthält, auf die sie sich bezieht.
Als Beispiel verwende ich das Thema «Spike-Protein-Shedding». Ein theoretisches Szenario, in dem Zellen einer Person, die mit einem mRNA-Präparat geimpft wurde, eine beträchtliche Zahl von Kopien des Spike-Proteins anfertigen und diese Kopien in die Umwelt freisetzen. Grosse Mengen des Spike-Proteins könnten dann in den Körper eines Ungeimpften in der Nähe gelangen, so die Theorie.
Eine Gruppe, die Angst vor dem «Spike-Protein-Shedding» schürt, sind die amerikanischen Frontline-Doctors. Sie veröffentlichten am 26. April eine Kurzinformation für Politiker und Ärzte.
Der dritte Abschnitt dieses Papiers trägt den Titel «Können Ungeimpfte durch Kontakt mit Geimpften krank werden?». Der Abschnitt ist voll von Behauptungen über Schäden, die bei Menschen auftreten, nachdem sie eine mRNA-Injektion erhalten haben. Aber zum Quellenmaterial gibt es nur einen Link und dieser befindet sich im zweiten Satz:
Hier der ganze Abschnitt:
«Der Impfstoff produziert viele Billionen Partikel von Spike-Proteinen in den Empfängern. Geimpfte Patienten können einige dieser Partikel (Spike-Proteine) an enge Kontakte abgeben. Die Partikel haben die Fähigkeit, bei diesen Kontakten Entzündungen und Krankheiten auszulösen. Mit anderen Worten, Die Spike-Proteine sind genauso pathogen (krankmachend) wie das vollständige Virus. Am besorgniserregendsten ist, dass der Körper eines Menschen plötzlich mit 13 Billionen dieser Partikel überflutet wird und die Spike-Proteine fester binden als das vollständig intakte Virus. Aufgrund der Biomimikry (Ähnlichkeit) der Spikes scheint das Shedding bei einigen Personen eine Vielzahl von Autoimmunerkrankungen (bei denen der Körper sein eigenes Gewebe angreift) auszulösen. Weltweit wurden Fälle von Herzbeutelentzündung, Gürtelrose, Lungenentzündung, Blutgerinnseln in den Extremitäten und im Gehirn, Bellscher Lähmung, vaginalen Blutungen und Fehlgeburten bei Personen berichtet, die sich in der Nähe von geimpften Personen aufhalten. Darüber hinaus wissen wir, dass die Spike-Proteine die Blut-Hirn-Schranke überwinden können, im Gegensatz zu herkömmlichen Impfstoffen.»
Beachten Sie, dass es nur ein Hauptquellenpapier gibt, das mit dem Wort «Partikel» verlinkt ist. Das Primärquellenmaterial ist eine Studie, die am 1. September 2020 in einer Zeitschrift namens SN Compr Clin Med (die Kurzform für Springer Nature Comprehensive Clinical Medicine ) veröffentlicht wurde und den Titel «Covid-19 und seine Übertragungswege» trägt.
In dieser Studie geht es um indirekte und direkte Übertragungswege von Covid-19. Aber es erwähnt Impfstoffe, Impfungen oder Injektionen von mRNA überhaupt nicht. Es kann daher die Behauptung der Frontline-Ärzte nicht bestätigen, dass geimpfte Menschen das Spike-Protein an andere abgeben würden.
Wenn wir schon dabei sind, schauen wir uns einmal an, ob es irgend ein Primärquellenmaterial gibt, das die Behauptung des «Spike-Protein-Shedding» unterstützt. Ein Dokument, das von vielen Leuten für diese Behauptung verwendet wird, ist das Studienprotokoll über den mRA-Impfstoff Comirnaty von Pfizer aus dem November 2020. Darin wird die Impfstoffstudie von Pfizer detailliert beschrieben.
Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht der erste Teil des Unterabschnittes «8.3.5.1. Exposition während der Schwangerschaft», auf den Seiten 67 und 68 des Dokuments:
- Bei einer weiblichen Teilnehmerin der Studie wird während der Behandlung oder nach Absetzen der Studienintervention eine Schwangerschaft festgestellt.
- Ein männlicher Teilnehmer, der eine Studienintervention erhält oder diese abgesetzt hat, exponiert eine Partnerin vor oder um den Zeitpunkt der Empfängnis.
- Es wird festgestellt, dass eine Frau schwanger ist, während sie der Studienintervention ausgesetzt ist oder war, und zwar aufgrund einer Umweltexposition (siehe unten):
- Ein weibliches Familienmitglied oder ein Gesundheitsdienstleister berichtet, dass sie schwanger ist, nachdem sie der Studienintervention durch Einatmen oder Hautkontakt ausgesetzt war.
- Ein männliches Familienmitglied oder ein medizinischer Betreuer, der der Studienintervention durch Einatmen oder Hautkontakt ausgesetzt war, exponiert dann seine Partnerin vor oder um den Zeitpunkt der Empfängnis.
Der Begriff «Studienintervention» bezieht sich auf den Impfstoff von Pfizer. Im Abschnitt heisst es, dass jemand «der Studienintervention während einer Umweltexposition ausgesetzt» werden kann und dass diese «Umweltexposition» durch «Inhalation oder Hautkontakt» erfolgt.
Leider machen viele prominente Leute diesen Fehler und zitieren das Pfizer-Dokument falsch, damit es mit ihrer Behauptung übereinstimmt. Zum Beispiel sagt Dr. Christiane Nortrhup in einem Video vom 21. Mai 2021:
«Wenn man sich das Pfizer-Dokument von Anfang an anschaut, steht auf Seite 67 tatsächlich, dass ‹ein Mann eine Frau sieben Wochen lang nicht schwängern sollte, und keine Frau im Zeitraum von sieben Wochen schwanger werden sollte›, und es heisst: wegen ‹Hautkontakt oder sexuellem Kontakt›. Man muss sich also fragen, was wussten oder wissen sie, was sie uns nicht sagen?»
Northrup muss sich auf Seite 67 des Pfizer-Protokolldokuments beziehen, denn soweit ich weiss, gibt es kein anderes Dokument über den Covid-Impfstoff von Pfizer, in dem Schwangerschaft und Exposition/Übertragung diskutiert werden. Ein weiteres Beispiel dafür, dass Northrup das Protokolldokument falsch zitiert, ist dieses Interview vom 20. Mai 2021 mit ihr, das bei Minute 3:30 beginnt.
Den ersten Hinweis auf die Bedeutung dieses Abschnittes fand ich, indem ich mir einfach andere Teile des Pfizer-Dokuments anschaute. Zum Beispiel heisst es eine Seite später im letzten Absatz des Unterabschnitts «8.3.5.2, Exposition während des Stillens»:
«Eine Exposition während des Stillens entsteht nicht, wenn ein Pfizer-Medikament, das speziell für stillende Frauen zugelassen ist (z. B. Vitamine), in Übereinstimmung mit der autorisierten Anwendung verabreicht wird. Wenn der Säugling jedoch ein SAE (schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis) im Zusammenhang mit einem solchen Medikament erfährt, wird das SAE zusammen mit der Exposition während des Stillens gemeldet.»
Die Erwähnung einer «Exposition» in diesem Absatz scheint sich also auf «ein Pfizer-Medikament» zu beziehen ... (z.B. Vitamine). Könnten also alle Abschnitte im Pfizer-Protokoll, die eine «Exposition» durch die «Studienintervention» nennen, sich in Wirklichkeit nicht auf eine Ausscheidung beziehen, sondern auf Menschen, die über die Luft oder einen anderen Mechanismus mit dem Medikament in Kontakt kommen?
Das scheint mir die wahrscheinlichste Erklärung zu sein. Ich habe online recherchiert, und in der Tat ist es die verschachtelte Sprache von Pfizer.
Schauen Sie sich als Beispiel den Abschnitt «8.10. Exposition während der Schwangerschaft» im Pfizer-Protokoll von 2015 für seine Studie zu Dacomitinib an (ein Medikament gegen nicht-kleinzelligen Lungenkrebs). Er lautet:
«Für Prüfpräparate und für vermarktete Produkte liegt eine Exposition während der Schwangerschaft vor, wenn: Eine Frau schwanger wird oder festgestellt wird, dass sie schwanger ist, während sie das Prüfpräparat erhält oder ihm ausgesetzt war (z. B. aufgrund einer Behandlung oder Umweltexposition), oder die Frau wird schwanger oder es wird festgestellt, dass sie schwanger ist, nachdem sie das Prüfpräparat abgesetzt hat und/oder ihm ausgesetzt war. Ein Beispiel für eine Umweltexposition wäre ein Fall mit direktem Kontakt mit einem Pfizer-Produkt bei einer schwangeren Frau (z. B. eine Krankenschwester berichtet, dass sie schwanger ist und mit Chemotherapeutika in Kontakt gekommen ist). Ein männlicher Patient ist (z. B. aufgrund einer Behandlung oder Umweltexposition) vor oder um den Zeitpunkt der Empfängnis mit dem Prüfpräparat in Kontakt gekommen und/oder war während der Schwangerschaft seiner Partnerin exponiert.»
Dieser Text hat eine ziemlich starke Ähnlichkeit mit dem Abschnitt über die Exposition während der Schwangerschaft im Protokoll des Pfizer-Impfstoffes Comirnaty. Und es ist überhaupt nicht wahrscheinlich, dass ein Krebsmedikament irgend etwas ausscheidet.
Die einzige Schlussfolgerung, die ich ziehen kann, ist also die, dass das Pfizer-Impfprotokoll keinerlei Unterstützung für die Behauptung bietet, dass Menschen, die mRNA-Impfungen erhalten haben, das Spike-Protein ausscheiden und es an andere weitergeben könnten. Und die Tatsache, dass America’s Frontline Doctors versucht, seine Behauptung für das «Spike-Protein Schedding» mit einem Dokument zu untermauern, das nichts mit der Impfung zu tun hat, zeigt, dass es keinen Beweis dafür gibt.
Reine «Interpretationen» für einen «Beweis» deuten darauf hin, dass es in Wirklichkeit überhaupt keine Beweise dafür gibt.
Ich glaube, dass die Impfstoffe gefährlich sind und sich negativ auf die Gesundheit von Menschen auswirken; ich glaube auch, dass Menschen, die in engem Kontakt mit Impfstoffempfängern sind, negativ beeinflusst werden können. Es gibt viele plausible Berichte, zum Beispiel über veränderte Perioden bei Frauen, die sich in der Nähe von geimpften Menschen aufgehalten haben. Es ist also durchaus möglich, dass veränderte Perioden mit der Nähe zu geimpften Menschen zusammenhängen. Aber es gibt, soweit ich gesehen habe, keinen Beweis dafür, dass die Spike-Proteine, die von den mRNA-Impfungen produziert werden, diese veränderten Perioden verursachen.
Vielleicht gibt es etwas anderes in den Impfstoffen, das zu all den negativen Effekten bei Menschen führt, die sich in der Nähe von geimpften Personen befanden. Oder vielleicht ist es nicht etwas, das sich in den Impfstoffen befindet, sondern ein anderes Phänomen, welches mit der Impfung zusammenhängt. Im Moment sind es reine Spekulationen. Die Jagd nach Fehlinformationen führt uns nur in Sackgassen und verzögert oder verhindert sogar die Suche nach der Wahrheit.
Das Verbreiten von Informationen, die eine extrem fadenscheinige Grundlage haben, gibt unseren Gegnern zudem erhebliches Futter, um uns alle als Verbreiter von Lügen darzustellen. Das bringt viele Menschen dazu, nicht mehr auf das zu hören, was wir sagen.
Es bringt auch Leute auf unserer Seite dazu, die physische und emotionale Trennung von Covid-Gläubigen/Pro-Impfgegnern und uns zu unterstützen. Das ist genau das, was die Architekten des Covid-Putsches wollen. Zum Beispiel sagt Dr. Larry Palevsky bei Minute 41:00 in diesem Video vom 27. April 2021, dass Menschen, die diese Impfstoffe erhalten haben, «unter Quarantäne gestellt werden und ein Abzeichen am Arm tragen sollten, auf dem steht: ‹Ich bin geimpft worden›.» Damit sollen sie also wie die Juden im Zweiten Weltkrieg gekennzeichnet werden ... damit wir wissen, dass wir sie auf der Strasse meiden ... und uns ihnen nirgendwo in der Gesellschaft nähern sollten.
Das Fazit: Versuchen Sie, dem Sog zu widerstehen, einem Artikel oder einem Video zu glauben, nur weil es zu Ihrer Covid-skeptischen Ansicht passt und von jemandem stammt, dem Sie reflexartig vertrauen.
Sie können die drei Tipps nutzen, um objektiv zu bleiben und selbst herauszufinden, ob hinter den Behauptungen von «Experten» solide Beweise stehen.
Vertrauen Sie sich selbst – Sie können es.
Zur Person:
Nachdem Rosemary Frei einen Master of Science in Molekularbiologie an der medizinischen Fakultät der Universität Calgary erworben hatte, wurde sie freiberufliche Schriftstellerin. Sie arbeitet seit 22 Jahren als Autorin und Journalistin mit Schwerpunkt Medizin. Website: www.rosemaryfrei.ca