Sie leben auf der Strasse. Sie haben kein Zuhause. Und sie suchen Zuflucht auf Bahnsteigen. Die Rede ist von Tausenden von Obdachlosen in Berlin. Seit Mittwoch haben sie noch ein zusätzliches Problem: Wenn sie weder gegen Corona geimpft noch davon genesen oder getestet sind, dürfen sie sich nicht mehr auf den Bahnsteigen aufhalten. Denn neu gilt die 3G-Regel in Berlin nicht mehr nur in Bussen und Bahnen, sondern auch auf den Bahnsteigen.
Es würden keine Ausnahmen gemacht: «Grundsätzlich ist es so, dass Kontrolleure Personen abweisen müssen, die die 3G-Bedingung nicht erfüllen», wird die Berliner Sozialverwaltung zitiert. Man wolle sich aber «solidarisch» mit den obdachlosen Menschen zeigen: «Wir unternehmen viele Anstrengungen, Obdachlosen eine Impfung und weitere Tests zu ermöglichen.»
Konkret: Die Obdachlosen haben erst recht keine Wahl, sich der 3G-Regelung zu entziehen. Jedoch würden die Kontrollen «mit Augenmass» durchgeführt, so die Sprecherin der Berliner Stadtmission: Schliesslich solle niemand dem Kältetod ausgesetzt werden. Die Obdachlosen könnten im Winter zwar die Notunterkünfte nutzen, schreibt der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb24). Aber tagsüber seien sie auf sich gestellt.
«Unsere Gesellschaft hat wirklich einen asozialen Tiefpunkt erreicht», findet eine Leserin von rbb24. Eine andere Leserin kommentiert: «Da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Unsere Entscheidungsträger sollten sich was schämen.»
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