Die vom Bundesamt für Statistik (BFS) wöchentlich nachgeführten Todesfallzahlen 2021 offenbaren ein erstaunliches Phänomen, wenn man das Sterbeverhalten der 65- bis 79-Jährigen genauer analysiert: Entgegen der Erwartung, dass nach dem «Pandemiejahr» 2020 eigentlich eine eher unterdurchschnittliche Sterblichkeit auftreten sollte, liegt die kumulierte Anzahl der Todesfälle schweizweit Ende Oktober 2021 (Kalenderwoche/KW 43) um rund 2,5% über der vergleichbaren Vorjahresperiode 2020 bzw. sogar rund 4,7% über dem Mittelwert der Vergleichsperiode der vorangegangenen sechs Jahre 2015-2020 (Datenstand per 16.11.2021). Ein blosser Zufall oder Folge einer nachweisbaren Todesursache?
Wie die untenstehende Abbildung zeigt, ist die Mehrheit der Kantone von diesem Phänomen betroffen. Das Ausmass der überdurchschnittlichen Sterblichkeit (im Vergleich zum Mittelwert der sechs vorangegangenen Jahre) ist dabei unterschiedlich: Prozentual weist der Kanton Glarus mit +37% die grösste Abweichung aus, in absoluten Zahlen liegt der Kanton St. Gallen mit +126 Todesfälle an der Spitze. Lesehilfe: Von Anfang Jahr bis Ende Oktober 2021 sind im Kanton St. Gallen 126 Personen (im Alter zwischen 65 und 79 Jahren) mehr gestorben als im Durchschnitt der vorangegangenen sechs Jahre.
Kumulierte Todesfälle in der Altersgruppe der 65- bis 79-Jährigen; Abweichung der kumulierten Wochenwerte 2021 (bis und mit KW 43) vom Mittelwert der Vergleichsperioden 2015-2020
Eine Erklärung für diese Beobachtung liefert das BFS (bzw. andere offizielle Stellen) bislang nicht. Trotzdem dürfte das Phänomen bei den Statistikern nicht unbemerkt geblieben sein, betreibt das BFS doch ein so genanntes «Mortalitätsmonitoring». Mit dieser Methodik überwacht das BFS die Übersterblichkeit, das heisst die wöchentliche Anzahl Todesfälle über dem für die Jahreszeit erwarteten Wert.
Der «Hauptverdächtige», das SARS-CoV-2-Virus bzw. die Covid-19-Krankheit, hat jedoch im vorliegenden Fall ein gutes «Alibi»: Da die genannte Altersgruppe eine hohe Durchimpfungsrate von über 80% aufweist, dürfen sich Personen dieser Altersgruppe gemäss Behördenangaben während mindestens sechs Monaten auf einen hohen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen verlassen.
Was also könnte die Ursache für das ungewöhnliche Sterbeverhalten sein? Hinweise, welche zur Aufklärung dieses rätselhaften Falls führen, nehmen die zuständigen Stellen jederzeit gerne entgegen.