Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF sind während der Coronakrise ihrer Pflicht einer objektiven Berichterstattung nicht nachgekommen. Durch selektive Ausstrahlung hätten sie einen «massenmedialen Tunnelblick» ausgelöst. Das berichtet die Passauer Neue Presse (PNP) unter Berufung auf eine Studie der Universität Passau.
«Sondersendungen wurden zum Normalfall und gesellschaftlich relevante Themen jenseits von Covid-19 ausgeblendet: Es war eine Verengung der Welt» wird der Medienforscher Dennis Gräf vom Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Passau zitiert.
Gräf hatte mit seinem Team mehr als 90 Sendungen von «ARD Extra» und «ZDF Spezial» untersucht. Die Auswertung fällt verheerend aus, wie die PNP berichtet:
«Die Wissenschaftler kamen zum Schluss, dass Journalismus differenzierter sein und Maßnahmen in der Corona-Pandemie auch grundsätzlich hinterfragen müsse. Dies sei in den Beiträgen der Öffentlich-Rechtlichen aber nicht geschehen.»
Gräf zufolge überwiege das Bild: «Individuelles Wohl wird eingeschränkt für das überwiegende Wohl». Auch die Berichterstattung über Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen war Gräf zufolge problematisch. «Hier werde zu wenig differenziert und Menschen die fragten, ob die Maßnahmen noch adäquat seien, würden nicht von Rechtsextremisten und Verschwörungstheoretikern getrennt», so die PNP, und: «Schon die Häufigkeit der Sondersendungen vermittelte den Medienwissenschaftlern zufolge Zuschauern ein permanentes Krisen- und Bedrohungsszenario. Die Inhalte hätten dies noch verstärkt: Fußgängerzonen ohne Fußgänger seien gezeigt worden, leere Geschäfte, begleitet von Spekulationen über eine langanhaltende Krise, die aber noch gar nicht da sei».