Ich würde sagen,
dass Marokko einer Zimmerflucht gleicht,
deren Türen sich öffnen,
wenn man durch sie hindurchgeht …
Jede Tür eröffnet einen anderen Ausblick:
auf einen Raum, ein Gesicht, eine Stimme, ein Geheimnis.
Tahar Ben Jelloun
Liebe Leserinnen und Leser
Neulich habe ich darüber nachgedacht, was ich zuerst tun würde, sollte der Corona-Betrug irgendwann auffliegen. Ganz oben auf meiner Wunschliste steht: Mit meinem Cabrio nach Tarifa brausen, für uns beide ein Ticket für die Fähre nach Tanger kaufen, übersetzen – und ein paar Wochen abtauchen: Ohne Handy, ohne Laptop, ohne E-Mails und sonstige Nachrichten aus dem Weltgeschehen.
Vor Corona war ich oft in Marokko, von Tarifa sind es ja nur 14 Kilometer – ein Katzensprung. Ich mag das Land und seine Menschen, vermisse meine Touren sehr. Schon seit Beginn der «Pandemie» sind die Grenzen fast komplett geschlossen. Im Sommer 2020 hätte man noch mit Test und Hotelbuchung einreisen können, aber dieses Jahr waren nur Frachtverkehr und Geschäftsleute erlaubt.
Mein Oldtimer – der längst halb deutsch, halb marokkanisch ist – vermisst unsere Ausflüge auch. Er vermisst seinen Mechaniker Brahim, der ihn ins Herz geschlossen und ein Händchen für ihn hat. Er vermisst seinen Karosseriebauer, seinen Lackierer, seinen Elektriker, seinen Polsterer und sein penibles Säuberungsteam. Seinen Motorenbauer vermisst er gerade nicht, denn der hat schon vor Corona erfolgreich Hand angelegt. Al-ḥamdu li-Llāh!
Auf jeden Fall würde ich mich zu gern mal wieder mit ihm ins marokkanische Verkehrsgetümmel stürzen, in dem das oberste Gebot lautet: Nicht auf dein Recht beharren! Ich möchte wieder im entzückenden Lehmhäuschen meiner Freunde die Landschaft und Stille geniessen. Wenn es regnet mit den Hunden über die matschigen Lehmwege stapfen, auf denen dann nicht einmal mehr Geländewagen oder Trecker durchkommen.
Ich möchte durch die Gassen von Assilah spazieren, um zu sehen, ob es neue Wandmalereien gibt. Ich möchte in den kleinen Läden und Galerien stöbern, leckeres Obst und Gemüse bei Bauern kaufen, die ihre wenigen Produkte auf dem Bürgersteig aufreihen. Ich möchte nach bekannten Gesichtern Ausschau halten, ihnen zulächeln und ein wenig plaudern.
Ich möchte wieder lange Spaziergänge an einsamen Stränden machen und die marokkanischen Buchstaben mit einer Vogelfeder in den Sand zeichnen, denn so lerne ich sie am besten. Vor Corona war ich schon ziemlich gut – jetzt habe ich nur noch ein riesengrosses Virus im Hirn. Nichts anderes hat mehr Raum.
Liebend gern würde ich mal wieder durch den schönen Forêt de Bouhachem bis nach Chaouen kurven, über die mit Schlaglöchern gespickte Schotterpiste. Dabei Schafen, Eseln, Pferden und Affen ausweichen, anhalten, dem wabernden Morgennebel über den Tälern zuschauen; Kindern zuwinken, die lachen, weil sie mein Auto lustig finden – und so eins noch nie gesehen haben.
Danach möchte ich mich in den Gassen der Kasbah von Chaouen verirren, die bei Sonnenschein in allen Blau- und Türkistönen schimmern. Ich möchte stundenlang in einem dieser herrlichen Teppichläden auf dem Boden hocken, duftenden Minztee trinken und mir ein farbenfrohes Stück nach dem anderen vor die Nase werfen lassen – marokkanische Händler sind da gnadenlos – und erst dann mit meinem Lieblingsteil rausgehen, wenn wir beide mit dem Preis zufrieden sind.
Ganz nebenbei würde ich meinen marokkanischen Wortschatz aufpolieren, das mögen die Menschen und ich erfahre viel über sie. All das möchte ich wieder erleben – und am besten so schnell wie möglich. Denn Marokko tut meiner Seele gut. Jedenfalls war das vor Corona so. Wie es nach Corona sein wird? Keine Ahnung. Derzeit ist die Lage jedenfalls nicht gut. Ich weiss, dass es dort Leute gibt, die schon die fünfte «Impfung» erhalten haben.
«Mehr ist besser», schrieb mir ein guter Freund aus Tanger vor einigen Tagen. Fünf Gen-Injektionen in etwa zehn Monaten – ich war entsetzt. Sofort habe ich ihn gefragt: «Warum?» «Wer sagt das?» Geantwortet hat er nicht.
Ein anderer Freund hat mir bereits letzte Woche von seiner fünften Spritze berichtet, er ist Kriegsreporter und schreibt für den Mainstream. Über zwei Millionen Menschen seien schon «geboostert» wie er, liess er mich wissen. In Sachen Corona sind wir noch nie auf einen Nenner gekommen, und aus der Ferne ein so komplexes Thema zu erörtern, ist schwierig. Also besser schweigen, des Friedens willens.
Man könnte vermuten, dass auch deshalb die Grenzen geschlossen bleiben – um zu verhindern, dass mit den Urlaubern kritisches «Gedankengut» über die Meerenge von Gibraltar vom europäischen auf den afrikanischen Kontinent schwappt.
Gleichzeitig werden die Menschen in grosse Not und zur «Impfung» getrieben, denn viele haben ihren Lebensunterhalt vor Corona vor allem durch den Tourismus verdient. Und natürlich hat man ihnen versprochen, dass alles wieder gut wird, wenn sie sich nur impfen lassen.
Wirklich überraschend ist diese Strategie nicht: Das Königshaus hat schon immer gute Beziehungen zu den USA gepflegt – obwohl Marokko ein muslimisches Land ist. Und auch die Chinesen sind präsent in diesem wunderbaren Land …
Herzlich
Wiltrud Schwetje
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«Corona im Hirn», von MOKTAVAR.
Hinweise:
Corona-Ausschuss
Der Corona-Ausschuss von Dr. Reiner Füllmich und Viviane Fischer leistet seit über einem Jahr hervorragende Arbeit. Da es nicht jedermanns Sache ist, sich die Sitzungen des Ausschusses von mehreren Stunden Dauer anzuschauen, publizieren wir trotz des enormen Arbeitsaufwands schriftliche Zusammenfassungen der entscheidenden Aussagen.
Lesen Sie die Zusammenfassung von der 82. Sitzung vom 10. Dezember 2021: https://corona-transition.org/es-gibt-kein-kostenloses-mittagessen-zusammenfassung-der-82-sitzung-des-corona
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