Markus Söder könnte im bayerischen PCR-Skandal erneut unter Druck geraten: Wie der Militärdienstleister Ecolog International mitteilt, habe der Freistaat Bayern das Unternehmen beauftragt, PCR-Tests an drei Flughäfen auf dem Territorium der Bundesrepublik durchzuführen. Mit PCR-Diagnostik hat Ecolog wenig am Hut: Bekannt wurde das Unternehmen unter anderem für die Versorgung von Truppen der ISAF in Afghanistan und der «Koalition der Willigen» im USA-Irakkrieg 2003.
Demnach wird Ecolog Deutschland GmbH für die Durchführung der PCR-Test an den Flughäfen Memmingen, Nürnberg und München verantwortlich zeichnen. Internen Papieren, die Corona Transition vorliegen und die von der US-amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC stammen belegen indes, dass PCR-Test nur von geschultem medizinischen Fachpersonal und unter BSL-2 Laborbedingungen durchgeführt werden sollten — und unter Alltagsbedingungen, zu denen der Betrieb am Flughafen zählt, kaum korrekte Ergebnisse liefern (wir berichteten).
Allein die Einhaltung der Kühlkette ließe sich praktisch außerhalb der von der CDC genannten Umgebungen nicht realisieren. Das Robert-Koch-Institut (RKI) teilt auf seinen Webseiten im Wesentlichen die Sichtweise der CDC.
Warum der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) als Verantwortlicher einen Militärdienstleister mit Sitz in Dubai über dessen Tochter Ecolog Deutschland GmbH beauftragt, PCR-Tests mit sensiblen, personenbezogenen Daten durchzuführen, ist fraglich.
Womöglich ließ sich Söder durch die vollmundigen PR-Töne des Unternehmens bei der Eröffnung des sogenannten «Walk-Inn», der PCR-Testanlage am Flughafen Eindhoven blenden.
Zur Einweihung der Corona-Testanlage von Ecolog sagte Ali Vezvaei, Group CEO von Ecolog International: «Die Einführung von COVID-19 Tests wird als eine der effektivsten Methoden zur Bekämpfung dieser Pandemie angesehen. Um dies zu erreichen, sollten die Tests zu den Menschen kommen, und sie müssen bezahlbar werden - das ist die Mission unserer Eco-Care (TM) Division»
Wikipedia aber beschreibt das Unternehmen so:
«Ecolog ist Mitglied verschiedener Lobbyorganisationen der Rüstungsindustrie, darunter die German Defence Technology Group, der Förderkreis Deutsches Heer, die Association of the United States Army, die International Peace Operations Association und das Corporate Council on Africa».
Für Ecolog International indes ist Bayern nicht der einzige Kunde. Auch die Flughäfen Brüssel und Eindhoven stehen auf der PCR-Test-Liste des Konzerns, der weltweit über 12’000 Mitarbeiter beschäftigt — aber kein einziges, eigenes BSL2 Diagnostiklabor betreibt.
Die Schwerpunkte liegen, historisch bedingt, ganz anders, wie Wikipedia erklärt:
«Während die ’Gruppe verbundener und assoziierter Unternehmen’ in der deutschen Öffentlichkeit bis 2009 fast unbekannt war, ist Ecolog für in Afghanistan oder im Kosovo eingesetzte Bundeswehrsoldaten hingegen ein fester Begriff, da das Unternehmen in den dortigen Feldlagern Dienstleistungen wie Müllbeseitigung, Abwasserentsorgung und die Reinigung der Schmutzwäsche erledigt».
Für Markus Söder, der sich in der Coronakrise als Krisenmanager inszeniert, könnten frühere Auftragsvergaben an Ecolog zum politischen Bumerang werden. Denn das Unternehmen war bereits 2009 aufgefallen.
Laut Wikipedia berichtete NDR Info im Dezember 2009, «dass die Bundeswehr Ecolog bis 2007 Aufträge erteilte, ohne die vom Vergaberecht vorgeschriebenen europaweiten Ausschreibungen durchzuführen. Das Bundesverteidigungsministerium begründete diese Freihändige Vergabe mit den ’Gegebenheiten vor Ort’».