An skurrilen, historisch unhaltbaren Vergleichen hat es Angela Merkel in der Coronakrise von Beginn an nicht gemangelt: So sah die Kanzlerin bereits im März Covid-19 als größte Herausforderung seit dem 2. Weltkrieg — der bekanntlich über 70 Millionen Menschenleben forderte und die Welt in Trümmern hinterließ.
Will sie hier anknüpfen und sich rethorisch bei Winston Churchill anlehnen?
Die Deutschen, so die Kanzlerin vor der versammelten Presse am letzten Freitag, müssten sich auf einen schwierigen Herbst einstimmen.
Man müsse damit rechnen, «dass manches in den nächsten Monaten noch schwieriger werden wird» als es im Sommer war.
«Es ist ernst. Unverändert ernst. Und nehmen Sie es auch weiterhin ernst.»
Merkels rhetorisches Feuerwerklein schaffte es trotzdem umgehend in die tagesschau, die rapportierte:
«Sie blicke sorgenvoll auf den Herbst und Winter, wenn wir uns wieder drinnen aufhalten, an Arbeitsplätzen, Schulen und in Wohnungen und die Ansteckungsgefahr steige.»
Auf welche epidemiologischen Alarmsignale sich die Kanzlerin konkret bezog, ließ sie freilich unbeantwortet. Denn die täglichen Todesfallzahlen liegen in jedem Bundesland seit Wochen im einstelligen Bereich oder bei Null. Die Krankenhäuser entlassen Pflegekräfte, Intensivstationen sind nicht ausgelastet und die meisten Neuinfektionen verlaufen ohnehin symptomlos (wir berichteten).
Womöglich ist die irgendwie an Churchills Blut-Schweiß-und-Tränen -Rede erinnernde Rethorik letztendlich doch angebracht — als Einstimmung auf den zu erwartenden Kollaps an den Finanzmärkten und der kommenden Insolvenzwelle in Deutschland (wir berichteten).