... werd ich nun nicht los!» Nur noch diese Zeilen fallen mir ein, wenn ich Antworten des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) bzgl. meiner Fragen zu dessen Umgang und Informationspolitik bei der Bewältigung der Corona-Krise studiere.
Ja, wer oder was oder welche Viren geistern denn noch umher? Wie soll man denn diesen Geistern Herr werden («Herr die Not ist gross!») . Anfangs August habe ich einen Bürgerbrief mit Fragen ans BAG gesendet, mittlerweile sind die Antworten eingetroffen, im übrigen gar vom ehemaligen Direktor Pascal Strupler unterzeichnet...
Meine Forderung im Schreiben mit den Fragen war klar umrissen:
’Aufgrund der desolaten Informationspolitik, der inakzeptablen statistischen Aufbereitung und Darstellung von erhobenen Daten wie auch der Peinlichkeiten hinsichtlich mehrerer fehlerhaften Erhebungen, verlange ich Auskunft über die nachstehenden Fragen.
Dies in einer wissenschaftlich üblichen, haltbaren und akzeptablen Art, insbesondere mit Referenzangaben aus peer-reviewed international Journals ausgewiesener Qualität unter Angabe der URL der Quelle und des Impact Factors dieser Journals.’
Ebenso selbstverständlich fehlt im dreiseitigen Antwortschreiben die Angaben zu den wissenschaftlichen Quellen.
«Und mit Geistesstärke tu ich Wunder auch.» Dem wäre sicherlich so, wenn die nur äusserst kurz und bescheiden gefassten Antworten denn auch die Gesamtsituation und das aktuelle Wissen widerspiegelten, bzw. vertieft über die Informationsstrategie Auskunft geben würden. Ich werde hier die geneigte Leserschaft nicht mit sämtlichen Fragen und den Antworten, die meinen Forderungen in keinerlei Art entsprechen, langweilen. Nur hinsichtlich den Fragen zur Art der Durchführung der Test, die Analyse der Proben und die Interpretation der Testresultate werde ich bei dieser Gelegenheit näher eingehen – bilden doch die unsäglichen «Fallzahlen» oder «laborbestätigte Fälle» (letztere ist die Bezeichnung des BAGs) die Grundlage für die je durchgeführten, oft kritisierten und kaum mehr verhältnismässigen Massnahmen.
So wollte ich doch wissen, was hier mit «laborbestätigte Fälle» denn eigentlich gemeint war – die Antwort: «Ein Fall gilt dann als laborbestätigt, wenn eine Probe von einem Labor untersucht wurde und mindestens ein positives PCR-Testresultat vorliegt.»
Nun ja, ich wollte ein ganz grundlegendes Problem der Tests überhaupt ansprechen, denn in den Erklärungen zu den Tests und Testprinzipien findet man ausnahmslos den Hinweis des Herstellers: "Nur für Forschungszwecke. Nicht für diagnostische Verfahren geeignet." Da stellt sich offensichtlich die Frage, ob die Verwendung der Test letztlich legal ist? Das BAG hüllt sich vornehm in Schweigen – und weiss wohl, weshalb.
Um nun jedoch das detaillierte Vorgehen bei der Testung und der Interpretation zu verstehen, wäre es unabdingbar gewesen, detaillierte Angaben zur den Parametern der Analyse zu erhalten. Offenbar ist es beim BAG nicht möglich, meine umfangreichen Fragen z. B. hinsichtlich Validierung, Replikationen, Empfindlichkeit der Test und die jedem Test inhärenten Fehler auf zufriedenstellende Art abzuhandeln, denn: «Für weitere fachspezifische Angaben zu den Tests möchten wir Ihnen empfehlen, sich direkt an ein durchführendes Labor zu wenden.»
Nur an ein Labor, ja ist denn dieses (welches auch immer) als Referenzlabor bezeichnet? Wie ist es denn um die immer wieder kolportierten Differenzen im analytischen Verfahren zwischen den einzelnen Labors bestellt? Hat das BAG oder andere Bundesstellen keine Aufsicht über die Labors inne? Wie ist unter diesen Umständen grundsätzlich eine verlässliche Testung generell möglich?
«O du Ausgeburt der Hölle!» Wen könnte ich denn so bezeichnen? Das Virus, das uns allen das Leben vergällt oder Bundesstellen, die ihre Verantwortung nicht wahrnehmen wollen und lediglich Ausflüchte als Antworten darstellen? Die Interpretation sei der geneigten Leserin oder dem geneigten Leser überlassen.
Ach wie hat es Prof. em. Dr. Beda Stadler doch bereits so eindrücklich und nachvollziehbar in einem seiner Artikel in der Weltwoche beschrieben: «Welcher Kommunikationskünstler beim BAG hat die Verdrehung von ’positivem Fall’ zu ’laborbestätigter Infektion’ angeordnet? Falls unsere Task-Force aus Mitgliedern besteht, die wissen, was ein wissenschaftlicher Ehrenkodex ist, wäre es an der Zeit, das BAG in die Schranken zu weisen. Man darf nicht zusammen mit Swissmedic ein vernünftiges Merkblatt herausgeben und danach jeden Tag diesem Merkblatt widersprechen.»
Ich habe bislang nach besten Wissen und Gewissen noch nie gegen diesen Ehrenkodex in der Wissenschaft verstossen und werde mich hüten, dies jemals zu tun. In diesem Sinne ist es für mich nurmehr abstossend, wie momentan mit Kennzahlen zur Erörterung der Lage umgegangen wird und aus jedem «laborbestätigten Fall» sogleich eine Infektion herbeigeredet wird.
P. S. Die kursiven Einschübe stammen aus Johann Wolfgang Goethes «Zauberlehrling» . Ich wünschte mir sehr, ich würde über dessen Dichtkunst verfügen – diese würden mir sicherlich über die Absurditäten der aktuellen Krise hinweghelfen. Auf Wikipedia ist zusammenfassend zur Ballade geschrieben: «Anfänglich ist der Zauberlehrling stolz auf sein Können, doch bald merkt er, wie er der Situation nicht mehr gewachsen ist.» Wie könnte man denn die Situation hinsichtlich Corona, die massiven Kollateralschäden und überforderte Staatsangestellte besser beschreiben?