Auszüge:
Als gemeinsames Projekt mit der britischen Armee hat die Bundeswehr die Möglichkeiten der transhumanistischen Optimierung von Soldaten untersucht. Unabhängig von ethischen Bedenken soll das offenbar vorangetrieben werden. Das grösste ethische Problem: Hier wird an Mensch-Maschinen gearbeitet, die gegen Bevölkerungen kämpfen sollen, nicht gegen Armeen.
Das Development, Concepts and Doctrine Centre (DCDC) der britischen Armee hat in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wehrplanung der Bundeswehr die zukünftigen Auswirkungen der Human Augmentation (HA) untersucht, um eine Grundlage für detailliertere Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet zu schaffen.
Es geht dabei um alles, was Menschen künstlich leistungsfähiger machen kann, von Augmented-Reality-Brillen über Gentechnik und genetischer Auswahl bis zu Gehirn-Maschinen-Schnittstellen und Drogen. Das DCDC hat die Ergebnisse des gemeinsamen Nachdenkens und Forschens in einer Studie mit dem Titel «Human Augmentation – The Dawn of a New Paradigm» veröffentlicht (Menschliche Optimierung – Beginn eines neuen Paradigmas).
(In der Studie heisst es u.a.:)
«Der Imperativ, menschliche Optimierung zu nutzen, könnte letztendlich nicht durch ein explizites ethisches Argument diktiert werden, sondern durch das nationale Interesse. Länder müssen möglicherweise technische Optimierungen des Menschen entwickeln, oder sie riskieren, Einfluss, Wohlstand und Sicherheit an diejenigen abzugeben, die dies tun.»
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Das nationale Interesse an Wohlstand steht zuvorderst, das wirtschaftliche Interesse also. Das erinnert nicht zufällig an den Ausspruch vom deutschen Wohlstand, der am Hindukusch verteidigt wird. Technisch optimierte Soldaten sind nämlich nicht in erster Linie nützlich, um gegen ähnlich ausgerüstete feindliche Armeen zu kämpfen. Dafür hat man Panzer, Drohnen, Kampfflugzeuge, Raketen und Bomben. Solche Soldaten sind vor allem nützlich, wenn eine technisch überlegene Armee gegen eine Bevölkerung und deren Partisanen kämpft, sei es in Afghanistan, Mali oder dem eigenen Land. Das sind in erster Linie Technologien für Bürgerkriege und Besatzungsarmeen.
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Zum Originalartikel
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Norbert Häring ist Autor und Wirtschaftsjournalist mit Schwerpunkt Geldpolitik und Konjunktur. Der Volkswirtschaftler ist Mitgründer und Kodirektor der World Economics Association.