Der Brandenburger Landtag hat vergangenen Herbst einen Corona-Untersuchungsausschuss ins Leben gerufen. Dies mit dem Ziel, die «Krisenpolitik der Landesregierung im Zusammenhang mit dem Coronavirus» näher zu untersuchen. Kürzlich sagte dort bereits Lothar Wieler aus, der Präsident des Robert-Koch-Instituts.
Ende letzte Woche war ein weiterer bekannter Akteur zu Gast: Christian Drosten, der Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin. Journalist Max Kittan verfolgte die Anhörung für die unabhängige Onlinezeitung Reitschuster.de und berichtete in einem Videointerview unlängst über seine Eindrücke von der Anhörung.
In den Augen des Journalisten ist Drosten insgesamt eher zu gut weggekommen. Wirklich kritische Fragen blieben aus. Auch habe der Ausschussvorsitzende Daniel Keller (SPD) den Eindruck erweckt, dass er zu kritische Fragen verhindern habe wollen. Im Folgenden einige Aussagen von Drosten auf Fragen einzelner Parlamentarier, die sich Kittan notiert hat:
Lars Hünich (AfD): Kann man mit diesen PCR-Tests nachweisen, dass die Viren aktiv sind oder nur anwesend sind? Je höher der CT-Wert, umso mehr alte, tote Viren? Kann man anhand eines positiven Tests überhaupt aktive Viren erkennen?
Drosten: Eine grundsätzliche Sache: es gibt nicht den Fall, dass in der Probe nur Fragmente sind. Diese kommen daher, weil da eine Infektion war. Die Infektion ist schon vorbei. Die ist am Auslaufen. Die Patienten haben nach vier oder mehr Wochen noch echte Genomene. Diese Patienten sind nach aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr infektiös. Dies sind aber trotzdem echte Fälle. Diese müssen eine Infektion gehabt haben.
Lars Hünich (AfD): Kann man mit einem PCR-Test feststellen, ob jemand infektiös ist?
Drosten: Man kann sich dieser Einschätzung sehr weit annähern, man muss aber die Viruslast anschauen. Man könnte auch Regeln aufstellen, um die Viruslast zu erfassen, und das bedarf vieler Abstimmungen. Die Frage ist, ob man auch die Zeit dafür hat.
Lars Hünich (AfD): Wer produziert die Tests?
Drosten: Die Test-Kits – das waren Biotech-Firmen, grosse, bekannte Firmen. Roche, Kiagen, eine Riesenliste mit Herstellern, die das international machen.
Lars Hünich (AfD): Gibt es da persönliche Kontakte?
Drosten: Sie müssen sich das so vorstellen, die meisten sind internationale Konzerne. Natürlich haben wir zu tun mit Vertriebsmitarbeitern. Das ist die Ebene. Es gibt überall im professionellen Bereich Gemeinsamkeiten zwischen akademischer Forschung und der Industrie. Man hat da einen gewissen Austausch, aber das ist es auch. Es ist kein Bereich, wo persönliche Kontakte bestehen.
Lars Hünich (AfD): Ich habe Lebensmittel hergestellt, wie man sieht. Da gab es persönliche Kontakte. Gab es die bei Ihnen?
Drosten: Bei Herstellern mit Test-Kits: nein. Mit denen haben wir das auch nicht gemeinsam entwickelt. Hier und da haben wir die validiert. Weil wir ein Testlabor sind, erfolgt das auch in früher Phase. Das geht alles ohne Leistungen. Es fliesst kein Geld. Auch wenn es durchaus gesetzlich und sonst legitim ist, dann haben wir das aber nicht gemacht. Wir haben kein Geld genommen. Wir haben da ein öffentliches Forschungsprojekt von der EU. Dies ermöglicht auf Grundlage öffentlicher Gelder, Material abzugeben. Das gab es auch bei der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung. Dies wurde auch gemacht, wir haben die Genmaterialien auch versendet. Wenn ein Versand zum Beispiel nach Kenia erfolgt, dann ist ein Mitarbeiter einen ganzen Tag beschäftigt und wir finanzieren diese Tätigkeit über Hilfsgelder, um Diagnostik in einer solchen Notfallsituation aufzubauen.
Lars Hünich (AfD): Haben Sie zu Anthony Fauci Anfang Februar Kontakt gehabt?
Ausschussvorsitzender Keller (SPD): Die Frage ist zu grob.
Lars Hünich (AfD): Bezug zu Brandenburg ist gegeben wegen des Pandemieplans.
Drosten: Anthony Fauci ist mir nur sehr entfernt bekannt. Ich denke, dass er mich vielleicht auch kennt. Es gab Anfang Februar eine Telefonschalte. Da ging es nicht um die PCR-Diagnostik. Es ging um Spekulationen zum Ursprung des Virus. Da war er dabei, da war ich dabei. Das wird von den Medien aufgearbeitet. Ich kämpfe mit der Kurzdarstellung der Medien. Es gibt nichts zu verbergen. Es geht mit rechten Dingen zu. Mit Tony Fauci habe ich über PCR nie gesprochen …
Christoph Berndt (AfD): Ein grosser Teil verläuft mild, ist da eine Immunität gegeben?
Drosten: Immunität ohne bemerkte Infektion, es gibt da unterschiedliche Meinungen zu. Wenn wir im September darüber reden wollen, dann waren das in Deutschland ganz klar unter 10 Millionen mit unbemerkter Infektion. Es können auch unter eine Million oder gar unter 500’000 Menschen gewesen sein. Es wird bei der Immunität keine grosse Rolle gespielt haben, da es die zweite grosse Welle oder die dritte Welle gegeben hat.
Anm. d. Red.: Pikant: Laut Kittan hätten fast ausschliesslich Politiker der AfD Drosten mit Fragen konfrontiert. Abgeordnete der Grünen und CDU hätten keine Fragen gestellt. Bemerkenswert fand Kittan die Aussage Drostens, dass er «das Geschehen immer neutral kommentiert» habe. In Kittans Augen hat Drosten seit Beginn der «Pandemie» permanent Angst geschürt.
Gering war das Medieninteresse. Ganz wenige Medienhäuser berichteten über die Anhörung Drostens. In der Schweizer Mediendatenbank SMD findet man dazu keinen einzigen Bericht. Kittan selbst musste mit der Zuschauertribüne vorliebnehmen. Auf der Pressetribüne waren ausschliesslich Journalisten der grossen Zeitungen zugelassen.
Auch vor Ort waren unter anderem Viviane Fischer und Reiner Fuellmich vom Corona-Untersuchungsausschuss. Über die Aussage Drostens, dass er Fauci nur entfernt kenne, sagte Fischer: «Das ist schon faszinierend, weil die doch relativ viele E-Mails ausgetauscht haben.» Dies bestätigten die E-Mails von Fauci, die kürzlich veröffentlicht wurden. Auch sei Drosten bereits in früheren Jahren mit Fauci in Kontakt gestanden.