Patrick Fagan:
Gesichtsmasken machen beeinflussbar; sie machen es wahrscheinlicher, dass man die Anweisungen eines anderen befolgen und Dinge tut, die man sonst nicht tun würden. Kurz gesagt, sie schalten die Führungsfunktion des Menschen – sein Gewissen – aus.
Ein gutes Beispiel dafür ist eine Studie von Mathes und Guest (1976), in der die Teilnehmer gefragt wurden, wie bereitwillig sie wären und wie viel Geld sie dafür erhalten müssten, ein Schild mit der Aufschrift «Masturbation macht Spaß» in der Cafeteria der Universität herumzutragen (1976 war das wohl peinlich, heute würde man Punkte dafür kriegen). Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen mit Maske das Schild mit größerer Wahrscheinlichkeit trugen und dafür weniger Geld benötigten (im Durchschnitt 30 Dollar gegenüber 48 Dollar).
Der Effekt wurde auch online festgestellt: die Neigung von Menschen zu unsozialem Verhalten, wenn sie anonym bleiben (Suler, 2004). Es gibt sogar eine berüchtigte Trolling-Bewegung, die sich selbst «Anonymous» nennt und eine Maske als Symbol benutzt.
Die enthemmende Wirkung der Maske wird von Psychologen als Ausschaltung der Kontrollmechanismen des Über-Ichs beschrieben, wodurch unbewusste Impulse die Oberhand gewinnen. …
Aus der Hirntomographie ist bekannt, dass Masken die Identität und Impulskontrolle hemmen – beides im Zusammenhang mit der Führungsfunktion des präfrontalen Kortex (z.B. Glannon, 2005; Tacikowski, Berger & Ehrsson, 2017). Mit anderen Worten: Masken bringen das Gewissen zum Schweigen.
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Studien haben gezeigt, dass Kleidung einen starken Einfluss darauf hat, wie wir denken (oder auch nicht). Das Tragen eines Laborkittels steigert die kognitive Funktion (Adam & Galinsky, 2012), die Kleidung einer Krankenschwester erhöht die Empathie (López-Pérez et al., 2016), und das Tragen gefälschter Marken erhöht die Wahrscheinlichkeit, bei einem Test zu betrügen (Gino, Norton & Ariely, 2010).
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Es gibt auch einen grundlegenderen Faktor, warum Masken dumm machen können: die Reduktion der Sauerstoffversorgung des Gehirns. Eine 2010 durchgeführte Studie (Roberge et al.) über die Gesichtsmaske N95 kam zu dem Schluss, dass «die Kohlendioxid- und Sauerstoffwerte im Inneren der Maske deutlich über bzw. unter den Standards für Arbeitsplätze liegen».
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Die Tatsache, dass Masken wahrscheinlich nicht einmal wirken, bringt uns zu dem letzten Grund, warum das Tragen einer Maske Dummheit und Nachgiebigkeit fördert: Durch ein Bombardement von Lügen, Widersprüchen und Verwirrung unterdrückt der Staat unsere Fähigkeit, klar zu denken.
Wie der britische Essayist Theodore Dalrymple (Sohn eines kommunistischen Aktivisten) schreibt:
«In meiner Studie über kommunistische Gesellschaften kam ich zu dem Schluss, dass der Zweck der kommunistischen Propaganda nicht darin bestand, zu überzeugen oder zu informieren, sondern zu demütigen. Deshalb galt: je weniger sie der Realität entsprach, desto besser. Wenn Menschen zum Schweigen gezwungen werden, wenn ihnen die offensichtlichsten Lügen erzählt werden, oder noch schlimmer, wenn sie gezwungen werden, die Lügen selbst zu wiederholen, verlieren sie ein für alle Mal ihren Sinn für Integrität. Offensichtlichen Lügen zuzustimmen, bedeutet in gewisser Weise, selbst bösartig zu werden. Die Fähigkeit, sich zu wehren, wird ausgehöhlt und sogar zerstört. Eine Gesellschaft kastrierter Lügner ist leicht zu kontrollieren».
Der Sinn von Gesichtsmasken besteht nicht darin, den Menschen zu schützen, sondern darin, die Menschlichkeit zu behindern. …
Auf Entmenschlichung folgt selten etwas Gutes. … Es ist schwer vorherzusagen, wie sich das Rad des Lebens in den kommenden Jahren drehen wird, aber alle Anzeichen deuten auf Schwierigkeiten. In epochalen Krisenjahren ist nur eines sicher: die Bedeutung eines klaren Geistes. Gönnen Sie sich deshalb die Würde, die Identität und den Sinn des Menschseins – und tragen Sie niemals, niemals eine Maske.
Patrick Fagan ist Verhaltensforscher, Autor, Dozent und Praktiker. Zuletzt war er leitender Psychologe bei Cambridge Analytica, jetzt Mitbegründer von «Capuchin Behavioural Science».