Eine Erkenntnis von heute
kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.
Marie von Ebner-Eschenbach
Liebe Freundinnen und Freunde
Wir sind wie Gestrandete auf einem fremden Eiland. Wir wissen noch nicht, wo wir sind. Aber wir spüren deutlich: Es ist nicht der Ort, wo wir herkommen. Und es gibt auch kein Zurück.
Wo kommen wir her? Wir haben eine Welt verlassen, in der noch ein Schein von Demokratie galt. Es gab Gründe für die Überzeugung, dass eine Mehrheit nach vernünftigen Prinzipien entschied. Nicht immer, aber meistens.
Aber hier, auf dem Eiland der Gestrandeten gelten zwei grundlegende Sicherheiten nicht mehr: das Vertrauen in den Rechtsstaat und das Vertrauen in den Mehrheitsentscheid.
Das ist eine fundamentale Erschütterung. Wir wissen nicht mehr, was Recht ist. Und wir können auch nicht mehr damit rechnen, dass der Souverän auf lange Sicht schon irgendwie richtig entscheidet.
Darum sind wir Gestrandete: Wir wissen noch nicht, welche Regeln gelten und wer überhaupt entscheidet. Wir haben noch nicht verstanden, wie das new normal wirklich funktioniert. Die Maske, der Abstand, die Spritze und der QR-Code sind nur die Symbole.
Die Realität greift tiefer: Nicht nur gelten die Rechte nicht mehr, mit denen wir geboren werden, die Menschenrechte. Auch die Rechte des Kollektivs, gemeinsam über sein Schicksal zu bestimmen, gelten nicht mehr.
Das ist die rechtlose, von unbekannten Mächten gesteuerte Welt, in der wir gestrandet sind. Kein Wunder, dass wir Mühe haben, diese Realität zu akzeptieren.
Was ist zu tun? Zunächst sollten wir akzeptieren, dass wir in einem ziemlich totalitären new normal angelangt sind. Das wird eine Weile dauern. Es ist nicht leicht, von etwas Abschied zu nehmen, von dem man annahm, es würde ewig dauern.
Dann werden wir entdecken, dass schon ziemlich viele Menschen ebenfalls aufgewacht sind – genügend für einen notdürftigen Schutz in der Gemeinschaft. Es sind die Menschen, mit denen wir das Eiland erkunden und gemeinsam die Nischen der Menschlichkeit entwickeln und vergrössern.
Die Menschlichkeit wird siegen, davon bin ich überzeugt. Aber offenbar erkennt sich die Menschlichkeit erst, wenn sie der Unmenschlichkeit gegenüber steht, Aug in Auge. Das ist zufälligerweise auch das, was der mythologische Teufel am meisten fürchtet – erkannt zu werden.
Wir werden also nicht durch Kampf gewinnen, sondern durch Erkenntnis. Das heisst nicht, dass wir nicht doch kämpfen müssen, denn gegen die Unmenschlichkeit kann es keinen Niederlage geben.
Es tut mir leid, dass dieser Newsletter ein bisschen philosophisch geraten ist. Aber eine Woche Ferien in einem Häuschen an einem Teich in einem grossen, stillen Garten gehen glücklicherweise nicht spurlos an einem vorüber.
Man sieht gewissermassen von einem temporären, kleinen Paradies auf die verrückte Welt, in der wir gestrandet sind. Jetzt heisst es: aufstehen und das Eiland zivilisieren.
Menschen, die dies tun, finden Sie übrigens auf graswurzle.ch. Rund 25 lokale, sich selbst organisierende Gruppen haben bereits Oasen der Menschlichkeit geschaffen.
Mit freundschaftlichen Grüssen
Christoph Pfluger
Herausgeber
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Was heisst soziale Dreigliederung?
Was heisst Wirtschaftsleben, Rechtsleben und Geistesleben?
Politische Meinungsbildung mit Sylvain Coiplet, Leiter des Instituts für Soziale Dreigliederung, Berlin und Fionn Meier, Koordinator Fördergesellschaft Demokratie Schweiz.
Samstag/Sonntag, 16. Oktober: jeweils 10.00 bis 17:00 Uhr
Pflegestätte für musische Künste Nydeggstalden 343011 Bern
Freier Kostenbeitrag (Richtpreis 120 Franken).
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Veranstalter: Fördergesellschaft Demokratie Schweiz, Salstrasse 47A, 8400 Winterthur www.demokratie-schweiz.ch