Wenn man sich über den Stand der europäischen «Durchimpfung» informieren will, braucht man nur die lateinamerikanische Presse zu durchstöbern. Kürzlich machte sich die Zeitung La Prensa zum Sprachrohr der Weltgesundheitsorganisation: «Das aktuelle Niveau der Impfung in Europa ist nicht genug, um ein Wiederaufleben der Pandemie zu verhindern», habe der WHO-Direktor für Europa, Hans Kluge, am vergangenen Donnerstag auf einer Pressekonferenz gewarnt.
Gleichzeitig habe er darauf gedrängt, «den Fehler» zu vermeiden, der den Anstieg der Fälle im Sommer 2020 verursacht habe. Damals seien die Fälle allmählich in den jungen Altersgruppen angestiegen und hätten sich in die älteren Altersgruppen verlagert, was zu einem «verheerenden Wiederaufflammen, zu einengenden Massnahmen und Todesfällen» im Herbst und Winter 2020 führte.
«Wir sind zwar weit gekommen, aber noch nicht weit genug», wurde Kluge zitiert. Und weiter: «Die Impfung reicht bei weitem nicht aus, um die Region vor einem Wiederaufflammen zu schützen. Der Abstand zum Erreichen einer mindestens 80-prozentigen Abdeckung in der erwachsenen Bevölkerung ist noch beträchtlich.»
Kluge «ermutige» daher die Länder, auf den Lehren des vergangenen Jahres aufzubauen, indem sie «schnell auf den Anstieg der Fälle reagieren, Tests und Kontaktverfolgung ausweiten und schnell sehr hohe Impfraten in den am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen erreichen», verkündete La Prensa.
Darüber hinaus erinnere die WHO an ihre Besorgnis über die Verbreitung neuer Varianten, wie zum Beispiel der zunächst in Indien entdeckten «Variante Delta», die im Verdacht steht, nach einer ersten Impfdosis noch ansteckender und resistenter zu sein.
Nach Angaben der WHO-Sektion Europa, zu der 53 Länder und Gebiete gehören, darunter auch einige in Zentralasien, hätten 30% der Bevölkerung der Region zumindest eine erste Dosis des antiviralen Impfstoffs erhalten und 17% seien vollständig geimpft, liess La Prensa wissen.