Wenn die erste Welle der Corona-Pandemie nicht eingedämmt wird, führt dies zu einer noch tödlicheren zweiten Welle. Das war der wissenschaftliche Konsens Ende März und anfangs April. Grundlage dafür war die Spanische Grippe wie dieses Diagramm von JP Morgan zeigt (Banken haben aus ökonomischen Gründen ein existenzielles Interesse an präzisen Prognosen):
Die Bankenwelt unterstützte die nicht-pharmazeutischen Massnahmen wie social distancing und lockdown, weil es aus ihrer Sicht keinen wesentlichen Zielkonflikt zwischen wirtschaftlicher Aktivität und und öffentlicher Gesundheit gab, da man das Virus unterdrücken müsse, damit die Verbraucher mehr Vertrauen haben und die Unternehmen normal arbeiten können.
Aber die Unterschiede zwischen der Spanischen Grippe sind fundamental und betreffen nicht nur die Zahl der Todesfälle. Auch die Altersverteilung ist grundlegend anders.
Bei Covid-19 sind die älteren Menschen mit überwältigender Mehrheit am stärksten betroffen. Bei der Spanischen Grippe von 1918 war auch die junge Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter stark betroffen. Tatsächlich war die Todesrate an Lungenentzündung und Grippe in jenem Jahr bei den 25- bis 34-Jährigen in den Vereinigten Staaten um mehr als 50 Prozent höher als bei den 65- bis 74-Jährigen, ein bemerkenswerter Unterschied zu Covid-19.
Die Geschichte wird den Corona-Lockdown vermutlich ganz anders beurteilen, indem die arbeitende Bevölkerung von Covid-19 nur unwesentlich betroffen war, vom Lockdown dagegen sehr.
Der Prognose-Fehler vom Frühjahr wird zur Zeit in den USA (und anderswo) wiederholt. Die Zunahme der Infektionen verzögert die Lockerungen, während die Todesrate weiterhin sinkt.
Die Gesamtmortalitätsrate, gemessen an den wöchentlichen Todesfällen und den wöchentlichen testpositiven «Fällen», beträgt etwa 1/3 des in der zweiten Aprilhälfte beobachteten Niveaus.