Der Schweizer Pharmakonzern Roche konnte eine Klage wegen Verbreitung falscher Aussagen zu seinem Präparat Tamiflu in den USA nicht abwenden. Sollte der Konzern vor Gericht verlieren, droht eine Strafe in Höhe von 1,5 Milliarden US Dollar. Das berichtet das Fachportal Fierce Pharma.
Danach hat der Epidemiologe Tom Jefferson, der auch für die Non-Profit Organisation Cochrane arbeitet, bereits im Jahr 2014 das Verfahren gegen Roche eingeleitet. Jefferson hatte die von Roche gemachten Aussagen zur Wirksamkeit von Tamiflu untersucht.
Dabei stellte der Forscher fest, dass das Medikament nach einer Grippeinfektion die Dauer der Erkrankung zwar senkt, aber das Mittel – so Jeffersons Vorwurf – würde anders als von Roche behauptet, das Risiko einer Ansteckung nicht minimieren und sei daher als Mittel gegen eine Pandemie gänzlich ungeeignet.
Roche habe seit 2014 versucht, die Klage doch noch in letzter Sekunde abzuwenden, schreibt Fierce Pharma. Doch jetzt habe ein Bundesrichter in Maryland die Abweisung abgeschmettert.
Nicht nur für das Unternehmen, das mit Tamiflu rund 3 Milliarden Dollar Umsatz machte, kommt das nun voranschreitende Verfahren zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Denn die Diskussion um Tamiflu und die Schweinegrippe-Pandemie weckt Assoziationen zur aktuellen Coronakrise.
Damals jedenfalls deckten sich Regierungen mit dem Präparat ein – auf Kosten der Steuerzahler und völlig ohne medizinischen Grund, wie man spätestens seit 2017 weiss. Der Spiegel brachte vor drei Jahren die Sache auf den Punkt:
«Das Grippemittel Tamiflu brachte dem Roche-Konzern Milliarden ein, auch die Bundesregierung bunkerte Millionen Einheiten des Wirkstoffs. Doch der Nutzen ist umstritten: Hände waschen könnte effektiver sein».