Die Zahl des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) sorgte letzte Woche für Schlagzeilen: 40 Prozent aller rückverfolgbaren Ansteckungen geschehen in Discos, Bars und Clubs. Dies kommunizierte das BAG gegenüber dem Schweizer Fernsehen. Am folgenden Wochenende korrigierte das BAG: Die meisten Übertragungen fänden hauptsächlich im familiären Umfeld statt und – an zweiter Stelle – am Arbeitsplatz.
Die Stichprobe des BAG mit nur 793 Meldungen sei nicht repräsentativ und der Zeithorizont zu kurz, schreibt der Schweizerische Wirtschaftsverband Economiesuisse. Das BAG habe nur die Daten vom 16. Juli bis 1. August ausgewertet. Im gleichen Zeitraum seien aber 2087 Neuansteckungen gemeldet worden, die nicht Eingang in die Untersuchung gefunden hätten. Zudem fehlten in gut 40 Prozent aller Fälle konkrete Angaben über den Ansteckungsort.
Zur Qualität der Daten schreibt der Wirschaftsverband weiter:
«Es ist entscheidend, wie diese erhoben werden. Infizierte Personen werden befragt, wo sie möglicherweise angesteckt worden sind. Es ist zu vermuten, dass die Infizierten sich eine plausible Story ausdenken.»
Für die Frage des Ansteckungsortes seien die Daten völlig nutzlos, auch dann, wenn sie korrekt- und die Stichprobe nicht verzerrt wäre. Dazu müssten die Zahlen in ein relevantes Verhältnis gesetzt werden und dieses fehle gänzlich: «Dass viele Ansteckungen innerhalb der Familie passieren, ist nicht weiter überraschend. Die entscheidende Frage wäre aber, wie das Virus überhaupt in die Familie gelangt. Doch auch hierzu fehlen im Moment jegliche Zahlen», so Economiesuisse.
Das Fazit von Economiesuisse: Die Angaben des BAG würden sich nicht als Entscheidungsgrundlage eignen. Die Politik solle sich viel mehr an wissenschafliche Ergebnisse oder am gesunden Menschenverstand orientieren.