Er zählt zu den bekanntesten Virologen Deutschlands und gilt gewissermaßen als Gegenpart von Christian Drosten. Jetzt hat der an der Universität Bonn lehrende Virologe Prof. Hendrik Streeck in einem Interview mit t-online über die in nahezu allen Medien herbeigeschriebene «zweite Welle» diskutiert.
«Tatsächlich ist der Begriff ’zweite Welle’ kein epidemiologischer Begriff, sondern er entstand während der Spanischen Grippe, die nach einem ersten Infektionsschub im Herbst mit voller Wucht wiederkehrte», erklärt Streeck, und: «Wie bei anderen Coronaviren auch, werden wir immer im Sommer einen Rückgang der Infektionen sehen, im Frühjahr, Herbst und Winter eine Zunahme. Ich kann nicht erkennen, dass wir jetzt in einer zweiten Welle sind. Von einigen plötzlichen Ausreißern abgesehen gibt es gerade keinen deutlichen Anstieg, und einen Anstieg wie derzeit in Spanien sehe ich in Deutschland auch gerade nicht kommen»
Die von Bundesgesundheitsminister geforderten Pflichttestests für Reiserückkehrer bereits an den Grenzen hält der Virologe aus medizinischer Sicht für wenig sinnvoll:
«Wahrscheinlich ist, dass man viele am Flughafen getestete Reisende gar nicht als infiziert identifizieren kann, weil sie noch in der Inkubationszeit sind. Wenn sie sich in den letzten vier Tagen infiziert haben, wird man das wahrscheinlich nicht nachweisen können, derjenige wäre aber mit einem negativen Testergebnis quasi "freigetestet". Hinzu kommt das Risiko von falsch-positiven Ergebnissen. Je mehr Menschen auch aus Nichtrisikogebieten getestet werden, desto höher würde die Rate».