Die Headline hat es in sich und Panik sells: «86 Prozent sterben an und nicht mit Corona» schreibt Blick, und hilft beim Lesen: «Das Virus ist direkte Todesursache».
Damit, behaupten die Schreiber des Boulevard-Blatts vollmundig, sei die These widerlegt, wonach Menschen größtenteils mit, aber nicht an Covid-19 sterben würden.
So erklärt es Blick seinen Lesern:
«Lange galt die These: Erkrankte sterben nicht am Coronavirus selbst, sondern an Vorerkrankung oder anderen Risikofaktoren. Das Virus sei bloss der Auslöser. Sie hätten wegen des meist hohen Alters sowieso eine sehr begrenzte Lebenserwartung gehabt. Nun hat eine Auswertung von 68 pathologischen Instituten diese Thesen widerlegt. 86 Prozent der Todesopfer sterben direkt an Covid-19, zeigen die Obduktionen von 154 Betroffenen. Herausgegeben wurde die Studie vom Bundesverband Deutscher Pathologen e.V.»
Doch die Blick-Redakteure haben ihre Hausaufgaben wohl eher in Eile absolviert. Denn ein kurzer Blick iins deutsche Ärzteblatt hätte ihnen klar gemacht, daß die genannte Studie kaum Aussagekraft besitzt.
«Die Ergebnisse von 154 in Deutschland durchgeführten Obduktionen von verstorbenen COVID-19-Patienten bestätigen, dass bei einem schweren Verlauf der Erkrankung diese in der Mehrzahl der Fälle auch die Todesursache ist», heißt es im wichtigsten medizinischen Fachblatt der Republik, und: «Die meisten von ihnen befanden sich bei ihrem Tod in der siebten bis neunten Lebensdekade».
Betrachtet man die Zahl der obduzierten Fälle im Zusammenhang mit der Zahl der Todesopfer in Deutschland insgesamt, erkennt man schnell: Lediglich rund 1,6 Prozent aller Toten flossen in diese Untersuchung ein. Daß schwere Covid-19 Fälle bei Menschen im Alter von 70 bis 90 Jahren zum Tod führen können, hat nie jemand bezweifelt — die Untersuchung belegt demnach lediglich das, was ohnehin bekannt war: Wer alt ist und eine schwere Covid-19 Infektion aufweist, kann am Ende daran sterben.