Schauen Sie sich bitte zunächst dieses Video an, aufmerksam und als Vollbild. Es zeigt die Verhaftung von Tamara Lich am vergangenen Donnerstag, 17. Februar, in Ottawa. Sie hat die dortigen Freiheits-Konvois mitorganisiert.
Achten Sie auf die beiden Hauptpersonen. Nein, ich rede nicht von Tamara und jenem Polizisten, der ihr die Handschellen anlegt. Ich rede von ihr und dem Mann, der das Ganze filmt. «Officer, you got to take me, too.»
Der Polizist ist nur eine austauschbare Figur; nicht ohne Ironie tragen sie oft Nummern. Jene beiden aber sind und zeigen Persönlichkeit. Fällt Ihnen auf, wie bereitwillig sich die junge Frau verhaften lässt? Sie begegnet jener Nummer auf Augenhöhe. Nein, es ist mehr als Augenhöhe. Es ist das, was man Dietrich Bonhoeffer bescheinigt hatte: «Sie sagen mir oft, ich spräche mit meinen Bewachern frei und freundlich und klar, als hätte ich zu gebieten.»
Es ist das, was ein anderer einer römischen Nummer vorgehalten hatte: «Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben gegeben wäre.»
Tamara wirkt, als habe sie mit genau dieser Aktion schon lange gerechnet. Und zeigt damit, dass sie das innerlich schon längst hinter sich gelassen hat. «Hold the line», ruft ihr der Freund zu. «Bleib standhaft.» Ihre Erwiderung: «Bleib standhaft.» Sie wird nicht abgeführt zum Polizeiauto. Sie schreitet darauf zu. Die gelbe Nummer, die sie begleitet, schrumpft mir beim Zuschauen auf Hündchengrösse.
Es ist das, was der Apostel Petrus umschreibt mit den Worten: «Ihr Lieben, lasst euch durch das Feuer nicht befremden, das euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Fremdes»; 1. Petrus 4,12. Tamara und ihr Kollege haben ein Zeichen ihres Nichtbefremdens gesetzt; ein Zeichen für diese zutiefst biblische Haltung und Wahrheit.
Drei Folgerungen aus diesem Geschehen drängen sich mir auf:
1. Jesus hatte recht mit dem, wie er dann seiner Nummer geantwortet hatte: «Darum hat, der mich dir überantwortet hat, größere Sünde»; Johannes 19,11. Das gilt auch für heutige Politschergen.
2. Nehmen wir gerade als Christen dieses weltliche Beispiel zutiefst ernst. Denn «die Zeit ist da, dass das Gericht beginnt bei dem Hause Gottes»; 1. Petrus 4,17.
3. Wer schon im voraus durchgedrungen ist, der steht dann, wenn’s auch äusserlich soweit ist, als der Sieger da. «In dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat.» Römer 8,37
**********
Lothar Mack war als Gemeindepfarrer und bei verschiedenen Hilfswerken und Redaktionen tätig. Sein kritischer Blick auf Kirche und Zeitgeschehen hat ihn in die Selbständigkeit geführt. Er sammelt und ermutigt Gleichgesinnte über Artikel und Begegnungen und ruft auch an Kundgebungen zu eigenständigem gläubigem Denken auf.
Telegram-Kanal: @StimmeundWort
Website: www.stimme-und-wort.ch
Kommentare