In einem neuen Bericht warnt The Wall Street Journal (WSJ) vor der Verwundbarkeit Europas gegenüber einer möglichen militärischen Bedrohung durch Russland. Der Grund dafür ist laut der Zeitung, dass die europäischen Streitkräfte geschwächt seien und es an Artillerie fehle. Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass dem WSJ nicht die Sicherheit Europas, sondern eher die Aktienkurse der Rüstungskonzerne am Herzen liegen könnten.
Dass Russland nach einem allfälligen Sieg in der Ukraine Europa überfallen könnte, gehört zwar in die Sparte Kriegspropaganda. Auch gehen zahlreiche Experten davon aus, dass für Europa keine unmittelbare Gefahr besteht. Die mangelnden militärischen Fähigkeiten wichtiger Länder in der Region, wie des Vereinigten Königreichs, Frankreichs und Deutschlands, geben laut dem WSJ dennoch Anlass zur Sorge.
Der Zeitung zufolge verfügte Europa in der Vergangenheit zwar über die besten Streitkräfte der Welt, die Region habe jedoch im Laufe der Zeit ihre Investitionen in das Militär reduziert. Hinzu kommt, dass seit der russischen Invasion Unmengen an Waffen an die Ukraine geliefert wurden.
So habe die britische Armee, die in ganz Europa am meisten für die Verteidigung ausgibt, nur etwa 150 einsatzfähige Panzer und ein Dutzend gut erhaltener Langstreckenartilleriegeschütze. Das WSJ weiter:
«Die Schränke waren so leer, dass das britische Militär im vergangenen Jahr in Erwägung zog, mehrere Raketenwerfer aus Museen zu beschaffen, um sie aufzurüsten und der Ukraine zu spenden, eine Idee, die jedoch verworfen wurde.»
In anderen europäischen Ländern ist die Situation nicht viel besser. Frankreich, der zweitgrösste Rüstungsinvestor, verfügt gemäss dem WSJ über weniger als 90 schwere Geschütze. Das entspreche dem, was Russland monatlich im Konflikt in der Ukraine verliere. Das WSJ warnt:
«Dänemark hat keine schwere Artillerie, U-Boote oder Luftabwehrsysteme. Die deutsche Armee hat genug Munition für zwei Tage Kampf.»
Laut Anthony King, Professor für Kriegsstudien an der Universität Warwick, investiert die europäische Region nicht mehr in ihre Verteidigungskräfte, weil es keine unmittelbaren Bedrohungen gibt, die Ausgaben in diesem Bereich rechtfertigen würden. King erklärte, Europa habe die militärische Vorherrschaft den Vereinigten Staaten überlassen und sei im Grunde «eingeschlafen».
Kommentare