Dass der synthetische Süßstoff Aspartam gesundheitsschädlich ist, das wird schon seit Jahrzehnten vorgetragen. In den vergangenen Jahren verdichteten sich die Belege dafür.
So heißt es in einer 2018 im Fachmagazin Molecules erschienen Studie:
«Der Verzehr von künstlichen Süßungsmitteln wurde mit negativen Auswirkungen wie Krebs, Gewichtszunahme, Stoffwechselstörungen, Typ-2-Diabetes und einer Veränderung der Darmmikrobiota in Verbindung gebracht. Darüber hinaus wurden künstliche Süßstoffe als neu auftretende Umweltschadstoffe identifiziert und können in aufnehmenden Gewässern, das heißt in Oberflächengewässern, Grundwasserleitern und Trinkwasser, gefunden werden.»
In der Studie selbst wurde explizit festgestellt, dass alle sechs getesteten künstlichen Süßstoffe – Aspartam, Sucralose, Saccharin, Neotam, Advantam und Acesulfam-Kalium-K (Ace-K) – toxische Auswirkungen auf Darmbakterien haben.
Business Insider brachte dazu den Beitrag «There’s even more evidence that artificial sweeteners like aspartame could be dangerous» (Es gibt sogar noch mehr Beweise dafür, dass künstliche Süßstoffe wie Aspartam gefährlich sein könnten).
Am 17. Juli 2023 veröffentlichte Medical News Today den Artikel «A chemical found in common artificial sweetener may cause DNA damage, cancer» (Eine Chemikalie in einem gängigen künstlichen Süßstoff kann DNA-Schäden und Krebs verursachen). Darin heißt es:
«Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Sucralose-6-Acetat, eine in künstlichen Süßstoffen enthaltene Chemikalie, ‹genotoxisch› ist, das heißt sie könnte DNA-Schäden verursachen.»
Drei Tage zuvor, am 14. Juli 2023, hatte die Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO den Süßstoff Aspartam als «möglicherweise krebserregend» eingestuft.
Vor kurzem erschien nun eine wissenschaftliche Arbeit, die einen Zusammenhang zeigt zwischen dem Konsum von mit Zucker und künstlichen Süstoffen wie Aspartam versetzten Getränken und sogenanntem Vorhofflimmern. Beim Vorhofflimmern ist der normale Herzrhythmus gestört und die elektrischen Signale breiten sich nicht mehr richtig im Herzen aus.
Sucht man hingegen bei Google mit dem Begriff «Aspartam», so erscheint die Welt noch ziemlich in Ordnung. Gleich an zweiter Stelle erscheinen ein paar Fragen zu dem synthetischen Süßungsmittel – und die zweite davon lautet: «Ist Aspartam gesundheitsschädlich?»
Verlinkt ist die Frage zu einer Seite der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA, auf der es heisst:
«Die EFSA veröffentlicht eine vollständige Risikobewertung zu Aspartam und kommt zu dem Schluss, dass Aspartam und dessen Abbauprodukte für die allgemeine Bevölkerung (einschliesslich Säuglinge, Kinder und Schwangere) unbedenklich sind.»
Darüber, dass Aspartam mit Krebs in Verbindiung stehen beziehungsweise kanzerogen wirken könnte, ist auf der Seite nichts zu finden. Stattdessen findet sich da noch ein Eintrag, datierend vom Jahr 2009, mit folgendem Satz:
«Die Sachverständigen der EFSA bewerten neue Erkenntnisse bezüglich der Karzinogenität von Aspartam bei Ratten und kommen zum Schluss, dass es keinen Hinweis darauf gibt, dass Aspartam genotoxisch oder karzinogen wäre»
Bemerkenswert ist zudem, dass der Eintrag auf der EFSA-Website zu Aspartam «am 30. Juni 2023 zuletzt aktualisiert» wurde, wie es dort tatsächlich heißt. Denn da stellt sich die Frage: Wie kann es sein, dass eine so bedeutende europäische Behörde eine Einstufung wie die der WHO, Aspartam sei «möglicherweise krebserregend», die ja vom 14. Juli 2023 datiert, immer noch nicht – also selbst nach fast 10 Monaten nicht – in ihren Text zu Aspartam eingearbeitet hat, genau so wenig wie etwa die erwähnte Studie, die zeigt, dass der Konsum von mit synthetischen Süßstoffen versetzten Getränken Vorhofflimmern erzeugen kann?
Und nicht nur das: Wenn man in dem Aspartam-Text auf der EFSA-Website nach Begriffen wie «Diabetes» oder «Darm» sucht, so erhält man keine Treffer.
Dass auf einer Behördenseite derlei Informationen fehlen, ist gerdezu skandalös, wenn man bedenkt, dass künstliche Süßungsmittel wie Aspartam extrem verbreitet sind. So sind sie in allen möglichen Produkten wie Erfrischungsgetränken, Süsswaren, Backwaren und Milchprodukten sowie in Backglasuren, Frühstücksflocken, Kaugummi, Instantkaffee, Pudding oder auch Fertiggerichten enthalten.
2023 untersuchte das Bundesinstitut für Risikobewertung den Süssstoffgehalt von energie- und zuckerreduzierten Erfrischungsgetränken. Ergebnis: In 67 der untersuchten Getränke wurde Aspartam verwendet, wobei der Grossteil der Getränke mehr als einen Süssstoff enthielt.
Vor diesem Hintergrund hat sich der Mediziner Joseph Mercola aktuell des Themas Aspartam nochmal angenommen und den Artikel «Aspartame Classified as ‹Possibly Carcinogenic›» (Aspartam als «möglicherweise krebserregend» eingestuft) verfasst. Darin schreibt er:
«Aspartam wird im Körper zu Methanol abgebaut, das nicht wie in Obst und Gemüse sicher gebunden ist. Dies kann zu Symptomen einer Methanolvergiftung führen, wie Kopfschmerzen, Schwindel und Sehstörungen.
Im Gegensatz zu Tieren fehlt dem Menschen der Schutzmechanismus, um Methanol wirksam in harmlose Ameisensäure umzuwandeln. Stattdessen wird es in das krebserregende Formaldehyd umgewandelt.
Die Internationale Agentur für Krebsforschung IARC der Weltgesundheitsorganisation stufte Aspartam im Sommer 2023 als ‹möglicherweise krebserregend für den Menschen› (Gruppe 2B) ein.»
Aspartam werde, so Mercola weiter, mit verschiedenen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, die über Krebs hinausgehen. Darunter Stoffwechselstörungen, neurologische Symptome, Stimmungsschwankungen und eine erhöhte Cortisolproduktion, die sich negativ auf das Neuroverhalten, die Immunfunktion und mehr auswirken kann. Sein Rat:
«Um festzustellen, ob Aspartam für Ihre Gesundheitsprobleme verantwortlich ist, sollten Sie alle künstlichen Süssstoffe für mindestens zwei Wochen aus Ihrer Ernährung streichen und sie dann in hoher Dosierung wieder einführen, um Ihre Empfindlichkeit zu testen.»
Mercola beklagt derweil, dass die WHO trotz der Risiken, die sie dem Süssstoff beimisst, nicht empfohlen habe, aspartamhaltige Produkte gänzlich zu meiden. Stattdessen habe man nur einen angeblich «sicheren» Grenzwert für Aspartam festgelegt, der bei 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Mercola:
«Das bedeutet, dass eine Person mit einem Gewicht von 70 Kilogramm mehr als 14 Dosen Diätlimonade trinken müsste, um den täglichen Grenzwert zu überschreiten – vorausgesetzt, dies ist die einzige Quelle für Aspartam in ihrer Ernährung. Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber in Anbetracht all der anderen krebserregenden Verbindungen, denen die Menschen täglich ausgesetzt sind und die sie zu sich nehmen, erscheint das kaum vernünftig.»
Besonders wichtig sei dabei, zu erkennen, dass die offiziellen Stellen zwar behaupten würden, dass die Beweise für die Karzinogenität von Aspartam «begrenzt» seien, dies aber nicht bedeute, dass sie bewiesen hätten, dass es sicher sei – egal auf welche Mengen konsumiert würden.
Bereits 1996 begutachtete Ralph G. Walton, ein Psychiatrieprofessor an der Northeastern Ohio University, für das TV-Magazin 60 Minutes 165 Studien zu dem Süssstoff, die über einen Zeitraum von 20 Jahren in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht worden waren. Dabei sollte sich herausstellen, dass alle Studien, in denen Aspartam als sicher eingestuft wurde, von der Industrie gesponsert worden waren.
Jede Untersuchung hingegen, welche die Sicherheit von Aspartam in Frage stellte, war von Wissenschaftlern ohne Verbindungen zur Wirtschaft erstellt worden.
Mercolas Fazit:
«Wer sich auf den ‹sicheren› Grenzwert der IARC und des Food and Agricultural Organization’s Joint Expert Committee on Food Additives (JECFA) verlässt, tut dies auf eigenes Risiko, denn sowohl Nager- als auch Humanstudien weisen darauf hin, dass Aspartam ein krebserregendes Potenzial besitzt.»
Bedenklich stimmen sollte auch die Geschichte, wie Aspartam zu seiner Zulassung gekommen ist. So wurde der Süssstoff, der 180-mal so süss ist wie Zucker und praktisch keine Kalorien hat, im Jahr 1965 zufällig von einem Pharmazeuten des US-Unternehmens G. D. Searle entdeckt. Im Jahr 1973 wurde die Marktzulassung beantragt, obwohl die ersten Studien alles andere als schmeichelhaft ausgefallen waren für den Süssstoff.
Auch hatte Martha Freeman, eine Wissenschaftlerin der US-amerikanischen Behörde für Lebens- und Arzneimittelsicherheit FDA, konstatiert, dass die Informationen, die Searle zu den Sicherheitsprüfungen von Aspartam beigesteuert hatte, nicht angemessen waren. Daraufhin empfahl sie, Aspartam nicht für den Markt zuzulassen.
Dennoch erteilte die FDA Aspartam 1974 eine begrenzte Zulassung als Zusatzstoff für Trockenfutter. Anfang 1977 regte dann ein gewisser Richard Merrill, damaliger Chefberater der FDA, bei der US-Staatsanwaltschaft an, juristisch auszuloten, ob der Hauptproduzent von Aspartam, G. D. Searle, dafür angeklagt werden solle, dass er bei den Sicherheitstests «Ergebnisse falsch dargestellt, Fakten verheimlicht und falsche Aussagen gemacht hat».
Doch diese Untersuchung fand nie statt. «Dies spricht Bände und zeigt, wie schwierig es ist, Informationen von unabhängigen Stellen zu bekommen über Produkte, die kommerziell lukrativ sind», so Devra Davis, Professorin am Krebsinstitut der Universität Pittsburgh, in ihrem Buch «The Secret History of the War on Cancer».
Doch wie konnte dies geschehen? Der Grund hierfür ist offenbar, dass Searle, kurz nachdem Richard Merrill eine Überprüfung möglicher Manipulationsaktivitäten des Aspartam-Herstellers vorgeschlagen hatte, die graue Politeminenz Donald Rumsfeld anheuerte, der sich für Searle auf höchster Politebene ins Zeug legen sollte. Und das sollte den Durchbruch bringen.
Dazu schreibt die Huffington Post im Jahr 2011:
«Ich habe zwei Dinge gelernt. Erstens ist der chemische Zusatzstoff Aspartam sehr wahrscheinlich eine Krebs und Hirntumore verursachende Substanz, die in unseren Lebensmitteln nichts zu suchen hat. Und zweitens sind die Gründe und Mittel, mit denen Rumsfeld dazu beigetragen hat, dass es zugelassen wurde, bestenfalls ruchlos, schlimmstenfalls kriminell.»
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