Ein bisher geheimer Polizeibericht zeichnet ein düsteres Bild dessen, was auf Kanada in den nächsten Jahren zukommen könnte. Er wurde vom Assistenzprofessor für Recht an der Thompson Rivers University, Matt Malone, durch das Gesetz über Zugang zu Informationen (Access to Information Act, ATI) erlangt. Über den Vorgang berichten verschiedene Medien, darunter der kanadische Nachrichtendienst CBC.
Der Bericht untersucht Umstände und Entwicklungen, die sich auf die Polizeiarbeit auswirken könnten. Er stammt von der Royal Canadian Mounted Police (RCMP). Die «Krisen», die die nationalen und internationalen Angelegenheiten erschüttern, würden sich wahrscheinlich verschärfen, heisst es in dem stark redigierten Dokument. Sie könnten erhebliche Auswirkungen auf die Bundesregierung und die kanadische Bundespolizei haben.
Die Autoren warnen, dass sich die derzeitige Situation Kanadas «in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich weiter verschlechtern wird». Das Land sei neben der Verringerung des Lebensstandards auch mit unvorhersehbaren saisonalen Katastrophen wie Waldbränden und Überschwemmungen konfrontiert.
«Zum Beispiel ist es für viele Kanadier unter 35 Jahren unwahrscheinlich, dass sie jemals eine Wohnung kaufen können», heisst es in dem Bericht. Wie die National Post feststellt, decken sich solche Warnungen bezüglich sinkendem Lebensstandard und unerschwinglichem Hausbesitz mit anderen Statistiken.
Die kanadische Regierung müsse mit zivilen Unruhen rechnen, sobald die Bürger erkennen würden, wie schlecht die wirtschaftliche Situation ist, fasst die Post die Warnungen des Berichts zusammen. Dort liest man von einer «Erosion des Vertrauens». Die Strafverfolgungsbehörden sollten mit einer anhaltenden sozialen und politischen Polarisierung rechnen, auch gefördert durch zunehmendes Misstrauen gegenüber allen demokratischen Institutionen. Die Autoren führen das vor allem auf «Fehlinformationen», «Verschwörungstheorien» und «Paranoia» zurück.
«Die Wirtschaftsprognosen für die nächsten fünf Jahre und darüber hinaus sind düster», lautet die Einschätzung der RCMP für den Rest des Jahrzehnts. Es wird ein Zitat des französischen Präsidenten Macron hinzugefügt, das besagt, dass «das Ende des Überflusses» nahe sei.
Der National Post zufolge decken sich die Warnungen der RCMP mit den verfügbaren Statistiken, was den sinkenden Lebensstandard und den unerreichbaren Eigenheimbesitz angeht:
«Die kanadische Produktivität – gemessen am Pro-Kopf-BIP – ist seit mindestens den 1980er Jahren rückläufig. Diese Entwicklung hat sich in den letzten Jahren jedoch dramatisch beschleunigt – selbst wenn die Produktivität pro Arbeitnehmer in vielen unserer Vergleichsländer steigt.»
Die Zeitung führt eine Untersuchung des Wirtschaftswissenschaftlers Trevor Tombe von der University of Calgary aus dem vergangenen Jahr an. Diese ergab, dass das kanadische Pro-Kopf-Einkommen um 5500 Dollar höher wäre, wenn Kanada in den letzten fünf Jahren lediglich mit dem Produktivitätswachstum in den USA Schritt gehalten hätte.
Weiter zeigt eine Analyse der Royal Bank of Canada (RBC) vom Dezember 2023: Die Erschwinglichkeit von Wohnraum hat in den meisten grossen kanadischen Märkten ein noch nie dagewesenes Niveau erreicht. Im Durchschnitt seien sogar Eigentumswohnungen so unerschwinglich geworden, dass nur 44,5 Prozent der kanadischen Haushalte über ein ausreichendes Einkommen verfügten, um eine solche Wohnung zu den derzeitigen Preisen zu kaufen. Bei den Einfamilienhäusern hätten nur die reichsten 25 Prozent der kanadischen Haushalte eine Chance, ein solches zu erwerben.
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