Die starke militärische Einflussnahme der Westmächte im Ukraine-Krieg ist alles andere als neu. In den vergangenen Monaten sind wiederholt Nachrichten diesbezüglich durchgesickert (siehe hier und hier).
Nun hat erstmals ein britischer Militär öffentlich über die britischen Operationen in der Ukraine berichtet. Robert Magowan beschrieb im Globe and Laurel, der offiziellen Publikation der Royal Marines, einzelne Tätigkeiten, worauf die Times aufmerksam machte.
Die Royal Marines, so Magowan, hätten unter anderem an verdeckten Operationen in der Ukraine teilgenommen. Magowan spricht von «diskreten Operationen» in einem «äusserst sensiblen Umfeld». Die Einsätze der Kommandotruppe seien mit «einem hohen politischen und militärischen Risiko» verbunden gewesen.
Magowan ist der früherer Generalkommandant der Royal Marines. Er sagt, dass 350 Marinesoldaten des «Kommandos 45» Anfang 2022 Diplomaten aus der britischen Botschaft eskortiert hätten. Dies, nachdem klar geworden sei, dass sich die russischen Truppen für eine Invasion sammelten.
Die britischen Kommandos seien dann im April 2022 nach Kiew zurückgekehrt, um die Botschaft zu schützen. Dies, nachdem Präsident Putin seine Truppen aus der ukrainischen Hauptstadt abgezogen hatte und Grossbritannien versuchte, die diplomatische Präsenz wiederherzustellen.
Das Verteidigungsministerium habe zwar schon früher die Anwesenheit von Kommandotruppen zum Schutz des Botschaftspersonals bestätigt. Doch bisher sei man davon ausgegangen, dass maximal 30 Personen im Einsatz gestanden hätten. Magowan selbst beschreibt die Einsätze wie folgt:
«Im Januar dieses Jahres rückte die 45 Commando Group kurzfristig aus – mitten im dunklen nordnorwegischen Winter, um die britische Botschaft in Kiew nach Polen zu evakuieren. Wenn man so will, waren sie die internationale Notfalltruppe Nr. 999.»
Und weiter:
«Im April kehrten die Truppe dann in das Land zurück, um die diplomatische Mission wiederherzustellen und wichtige Mitarbeiter zu schützen. Während beider Phasen unterstützten die Kommandos andere diskrete Operationen in einem äusserst sensiblen Umfeld und mit einem hohen politischen und militärischen Risiko.»
Das «45 Commando», das bei Arbroath in Schottland an der Nordseeküste stationiert ist (RM Condor), ist auf die arktische Kriegsführung spezialisiert. Die Einheit sei massgeblich am Falklandkonflikt beteiligt gewesen, als Kommandosoldaten an der Schlacht um Port Stanley teilnahmen. Auch war die Einheit im Irak und in Afghanistan im Einsatz.
Doch das Kommando übte nicht nur «diskrete Operationen» aus. Magowan berichtet weiter:
«Neben der allgemeinen Verteidigung waren wir in diesem Sommer stark an der Ausbildung von Hunderten von ukrainischen Militärangehörigen beteiligt. Wir planen auch, ukrainische Marinesoldaten auszubilden», gab Magowan weiter zu.
Zur Erinnerung: Schon zu Beginn des Jahres hatte die Times berichtet, dass britische Spezialeinheiten vor Ort in Kiew bei der Ausbildung lokaler Truppen helfen. Ukrainische Kommandeure erklärten, dass britischen Truppen sie im Einsatz von Panzerabwehrwaffen ausgebildet hatten.
«Das Vereinigte Königreich hat ausserdem Cybersicherheits-Experten zum Schutz wichtiger ukrainischer Ministerien in die Ukraine entsandt. Die Spezialisten arbeiten seit Februar im Auftrag der britischen Regierung aus der Ferne, um Angriffe zu vereiteln», so die Times.
Angesprochen auf den Einsatz der Royal Navy sagte ein Sprecher gegenüber der Times: «Die Royal Marines wurden in die Ukraine entsandt, um die diplomatische Präsenz des Vereinigten Königreichs in dem Land zu unterstützen. Sie hatten keine Kampffunktion.»
Es sei daran erinnert, dass auch US-Beamte und Geheimdienste eng mit den ukrainischen Militärs zusammenarbeiten (wir berichteten). Anfang Mai berichtete die New York Times über gezielte Tötungen von russischen Generälen. Möglich war das für die ukrainischen Militärs nur aufgrund der US-Geheimdienstinformationen. Bekannt ist auch seit langem: In der Ukraine halten sich zahlreiche US-Beamte und Geheimdienstmitarbeiter auf.
Darüber schrieb die New York Times am 25. Juni 2022:
«Im Zuge des zermürbenden Vorstosses der russischen Truppen mit dem Ziel, die Ostukraine einzunehmen, hängt die Fähigkeit der Ukraine, dem Angriff zu trotzen, mehr denn je von der Hilfe der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten ab – inklusive eines geheimen Netzwerks von Kommandos und Spionen, die eilfertig Waffen, Geheimdienstinformationen und Ausbildung bereitstellen, wie es vonseiten US- und europäischer Beamten heisst.
Diese Arbeit wird vor allem ausserhalb der Ukraine geleistet, auf Basen in Deutschland, Frankreich und Grossbritannien zum Beispiel. Doch obwohl die Biden-Administration erklärt hat, dass sie keine amerikanischen Truppen in die Ukraine entsenden will, operieren CIA-Mitarbeiter dort weiterhin heimlich, vor allem in der Hauptstadt Kiew, und steuern einen Grossteil der riesigen Mengen an Geheimdienstinformationen, welche die USA mit den ukrainischen Streitkräften teilt, sagen aktuelle und ehemalige Beamte. Zugleich waren einige Dutzend Kommandoeinheiten aus anderen NATO-Ländern, darunter Grossbritannien, Frankreich, Kanada und Litauen, auch in der Ukraine selbst aktiv.»
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