Die Wirtschaft der Eurozone steckt laut dem spanischen Ökonomen Daniel Lacalle tief in der Krise. Er begründet dies damit, dass wichtige Indikatoren, die grob formuliert die Stimmung in der Wirtschaft widerspiegeln, wie der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe und der Composite PMI historische Tiefstände erreicht haben.
Das deute auf eine längere Phase wirtschaftlichen Abschwungs hin. Während einige die Energiemisere und Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) dafür verantwortlich machen, erklären diese Faktoren die Situation laut Lacalle nicht ausreichend.
Der Ökonom merkt an, dass sich die Energiemisere in der Eurozone grösstenteils gelegt habe, und die Geldpolitik der EZB bleibe locker. Sowohl die fiskalische als auch die monetäre Politik seien expansiv, wobei den Regierungen Spielraum für Ausgaben ohne Begrenzungen gewährt werde. Der EU Next Generation Fund, ein 750 Milliarden Euro schweres Konjunkturpaket, sei ebenfalls in Kraft. Trotz dieser Bemühungen verzeichne die Eurozone praktisch kein oder nur minimales wirtschaftliches Wachstum.
Lacalle weist die Argumente zurück, wonach Chinas wirtschaftliche Verlangsamung, Zinserhöhungen oder der Ukraine-Krieg für die Probleme der Eurozone verantwortlich seien. Stattdessen verweist er auf die Zentralplanung, die Subventionierung veralteter Industrien und hohe Steuern auf produktive Sektoren als Hauptursachen.
Die laufenden staatlichen Ausgaben machten in vielen Ländern der Eurozone einen erheblichen Bestandteil des Bruttoinlandsprodukts aus. Das behindere den technologischen Fortschritt und Hochleistungssektoren.
Ein weiteres Hindernis für die Wettbewerbsfähigkeit sieht der Ökonom in der fehlgeleitete Energiepolitik der Eurozone, die zu höheren Energiekosten für Haushalte und Industrie führe.
Gemäss Lacalle muss die EZB nicht zwischen Inflation und Wachstum wählen; in Hochleistungswirtschaften gebe es Potenzial für beides. Das eigentliche Problem liege in den fiskalischen Ungleichgewichten der europäischen Regierungen und ihrer Abhängigkeit von der Geldpolitik. Das dränge die EZB in Richtung einer Wahl zwischen Stagnation (kein oder geringes Wachstum) und Stagflation (kein Wachstum bei steigenden Preisen).