Im letzten Quartal haben US-Amerikaner zusätzliche 48 Milliarden US-Dollar an Kreditkartenschulden angehäuft. Der Finanzanalyst Sam Bourgi weist in Creditnews darauf hin, dass sich viele nun vermehrt der «jetzt kaufen, später zahlen»-Finanzierung («buy now, pay later», BNPL) zuwenden, einer Art «Phantomverschuldung». Im Gegensatz zu Kreditkarten erlauben BNPL-Kredite sofortige Zahlungen ohne Bonitätsprüfung. Zu den beliebtesten Programmen gehören die von Anbietern wie Afterpay, Klarna und Affirm.
Obwohl BNPL-Daten schwer zu erhalten sind, zeigt die Nutzung Bourg zufolge einen starken Anstieg, besonders während des diesjährigen Cyber Week-Verkaufsevents. Wells Fargo warne vor einem «unregulierten Gefahrengebiet» und schätze, dass BNPL-Kredite dieses Jahr rund 46 Milliarden US-Dollar erreichen werden. Experten befürchten, dass dies eine Gefahr für die persönlichen Finanzen und eine Zeitbombe für die Wirtschaft darstellen könnte. In einem Interview mit Bloomberg warnte Bruce McClary von der National Foundation for Credit Counselling:
«Die Verbraucher haben sich auf ihre verfügbaren Kreditlinien für Notwendigkeiten gestützt - Dinge, von denen wir erwarten, dass sie mit dem Bargeld bezahlt werden können, das sie zur Hand haben. Aber ihnen geht der Spielraum aus.»
Die steigende Nutzung von BNPL auf eine wachsende Verschuldung wird als eine potenzielle Bedrohung für die Wirtschaft angesehen. Trotz mangelnder Regulierung betont der BNPL-Anbieter Affirm, dass sie Kredite nur an zahlungsfähige Kunden vergeben.
Bourgis stellt fest, dass US-Amerikaner seit langem Kreditkarten für grosse Einkäufe genutzt haben, aber nun würden die Haushalte sie verwenden, um tägliche Ausgaben zu decken. Experten sehen dies als Alarmsignal für eine nicht optimal funktionierende Wirtschaft.
Daten von Bankrate zeigen, dass 50 Prozent der US-Amerikaner «drehende Schulden» haben, eine scharfe Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Kreditkartenschulden sind demnach in nur zwei Jahren um ein Drittel gestiegen.