Liebe Leserin, lieber Leser
Heute möchte ich Ihnen gratulieren. Ohne es zu wissen, und vermutlich unbemerkt von Ihren Nachbarn, gehören Sie seit der Coronakrise einem elitären Club an: jenem der globalen Nanomilliardäre.
Gewiss werden Sie sich jetzt fragen, weswegen ich Sie damit auf eine Ebene mit BioNTech-Gründer Uğur Şahin stelle, dessen Aktienpaket mittlerweile rund fünf Milliarden Dollar wert ist. Dass der geschäftstüchtige Mediziner sein Geld mit Nano-Genvakzinen verdient, die nicht einmal der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft derzeit über sich ergehen lassen würde, ist ja keinesfalls neu.
Neu ist allenfalls die Erkenntnis, dass auch Sie, ebenso wie ich, zum globalen Club der Nanomilliardäre zählen. Und das hat Vorteile.
Anders als der Milliardär Uğur darf der frischgebackene Nanomilliardär Vlad ganz ohne Bodyguards jeden beliebigen Supermarkt in Deutschland aufsuchen, und dort seine erste Nanomilliarde einzusetzen — als Pfand für den obligatorischen Einkaufswagen.
Für weitere zehn Nanomilliarden liessen sich dann rund sieben Flaschen Biomilch erwerben, während der Kauf eines Brotes mit rund drei oder vier Nanomilliarden Euro zu Buche schlägt.
Wir alle, das möchte ich Ihnen damit sagen, sind Uğur. Oder Bill. Oder wer auch immer seine vollen Milliarden mit der Coronakrise verdiente.
Natürlich dürfen Sie jetzt einwenden, dass der Vergleich hinkt. Immerhin ist eine Nanomilliarde Franken nichts anderes als exakt ein Franken. Entsprechend sind fünf Nanomilliarden Euro womöglich nur der aufgemotzte Begriff für fünf Euro. Das bestreitet niemand — doch seien wir ehrlich: Irgendwie klingt «Nanomilliardär» positiver als Corona-Verlierer, Milliardäre im Nanobereich — klingt cool, und macht uns alle gleich.
Wie die deutsche, sich heimlich auch für die Schweiz zuständig fühlende Bundeskanzlerin Angela Merkel doch sinngemäss so schön sagte: Wir gehen gemeinsam durch die Krise und gemeinsam gestärkt aus ihr hervor.
Uğur mit fünf ganzen, viele von uns am Ende nur noch mit ein paar Nanomilliarden auf dem Konto.
Nebenbei birgt das neue Wording einen weiteren Vorteil: Wir gewöhnen uns an die Schönheit der grossen Zahlen. Den Glühwein to Go gibt es für vier Nanomilliarden, ein Brötchen bekommen Sie schon für weniger als eine halbe Nanomilliarde. Das ist fast so schön wie die Inflation und die Weimarer Republik zusammengenommen: Irreale Preise, surreal boomende Börsen, explodierende Staatsschulden, erodierende Demokratien.
All das, was uns normalerweise erschaudern lassen müsste, verschmilzt unter der Erkenntnis der omnipräsenten Gleichheit aller zu einem Konglomerat der Harmonie und des inneren Friedens.
Und wenn in ein paar Jahren, Gott behüte, die Spätfolgen von Milliarden verabreichten Impfungen zum Vorschein treten sollten, die Börsen längst implodiert und die Verantwortlichen von heute längst auf ihren Privatinseln abgetaucht sein werden — wir Nanomilliardäre halten dann immer noch pflichtbewusst und patriotisch die Stellung. Auf dass die neue Pandemie komme, ein neuer Uğur erscheine und weitere Nanomilliardäre friedlich und ohne Auflehnung den Planeten bevölkern mögen.
Herzlich Ihr
Vlad Georgescu