Letzte Woche dominierte in den Medien eine Schlagzeile: In Südeuropa sollten Hitzerekorde geknackt werden. 48 Grad wurden in einigen Ländern prognostiziert. Die Medien bezogen sich dabei auf einen Beitrag der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Darin wurden allerdings Boden- und Lufttemperatur vermischt.
Wie Watson anmerkt, änderte die ESA den Text auf Twitter daraufhin minimal: Vor «Temperaturen bis 48 Grad» wurde noch zur Verdeutlichung «Luft-» ergänzt. Dem Artikel hat die Agentur ein Update mit einer Unterscheidung hizugefügt.
Üblicherweise werden für Temperaturangaben die Lufttemperaturen berücksichtigt. Zudem handelte es sich bei den Lufttemperaturen der ESA um Prognosen, während die Bodentemperaturen, über die im selben Artikel berichtet wird, Messungen sind.
Der Unterschied zwischen Boden- und Lufttemperaturen ist entscheidend, gar «zwei paar Schuhe» wie wetteronline erklärt. Durch die Sonneneinstrahlung heize sich zuerst der Boden auf, der dann einen Teil der Wärme an die Luft abgebe, so das Portal. Allein daraus liesse sich ableiten, dass die Luft an einem sonnigen Tag weniger heiss ist als der Boden.
wetteronline erläutert, dass die «offizielle» Lufttemperatur in zwei Metern Höhe gemessen wird. Der Unterschied zum Erdboden könne gerne mal 5 bis 10 Grad betragen. Das Portal kommentiert: «Man merkt, was man anrichtet, wenn man das unterschlägt.»
Die Ungenauigkeit der ESA sorgte für allerlei Verwirrung. So berichteten «alternative» Medien, es gehe dabei um Bodentemperaturen. Doch auch die Bild sprach Watson zufolge von der «heissesten Klimalüge des Jahres». Der Beitrag ist allerdings nicht mehr auffindbar, vermutlich wurde er gelöscht. Der Spiegel änderte beispielsweise seinen Beitrag über die erwarteten 48 Grad in Südeuropa gleich zweimal. Er fügte die folgende Anmerkung an:
«Diese Meldung wurde nachträglich überarbeitet. In einer früheren Version hatten wir die Überschrift um den Hinweis ergänzt, in Südeuropa würden ‹Bodentemperaturen› von bis zu 48 Grad erwartet. Tatsächlich ist in der Esa-Mitteilung (Stand 16.7.2023) die Rede von Lufttemperaturen auf Sizilien und Sardinien. Zudem haben wir klargestellt, dass es sich bei den Temperaturangaben von 46 Grad für Rom und 47 Grad für Sevilla nicht um Prognosen handelt, sondern um Berechnungen der Landoberflächentemperatur.»
Wie heiss war es tatsächlich?
wetteronline zufolge war es in den «Urlaubsländern» heiss, doch weit unter 40 Grad. Meist hätten die Spitzenwerte in Südspanien und Italien zwischen 30 und 38 Grad gelegen, mit örtlichen Ausreissern nach oben. Richtung Griechenland und Türkei sei allerdings schon häufiger die 40-Grad-Marke geknackt worden.
Das Portal übte sich jedoch selbst in Panikmache. So prognostizierte es letzten Sonntag, dass sich die Hitzewelle im Süden in der neuen Woche noch steigern werde. Spitzenwerte von 45 Grad und mehr seien dann «sicher nicht auszuschliessen». Dennoch meinte wetteronline ironisch:
«Und wer weiss, wenn der Zufall es will, und am Ende sogar ein neuer Europarekord gemessen wird, dürfen wir sicher sein, dass wir lesen dürfen ‹es ist so gekommen, wie wir erwartet haben›.»
Nun ist die Woche fast vorbei, und die Temperaturen erreichten beispielsweise in Messina auf Sizilien etwa 35 Grad. Und in Athen blieben sie unter 39 Grad, wobei sie am Flughafen gemessen wurden. Da es dort wärmer ist als in der freien Natur, muss der sogenannte Wärmeinseleffekt (urban heat island, UHI) berücksichtigt werden.
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