Hochrangige Politiker westlich orientierter Länder, die das offizielle Ukraine-Krieg-Narrativ infrage stellen, sind praktisch inexistent. So bleibt die Kritik ehemaligen Politikern überlassen wie zum Beispiel Yoshiro Mori.
Der frühere japanische Premierminister hat den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski kritisiert und behauptet, es sei nicht fair, allein Wladimir Putin für den anhaltenden Krieg verantwortlich zu machen. Darüber berichtet die Japan Times.
«Ich verstehe nicht ganz, warum nur Präsident Putin kritisiert wird, während Herr Selenski überhaupt nicht zur Rede gestellt wird. Herr Selenski hat viele Menschen in der Ukraine leiden lassen», sagte Mori am Freitag auf einer politischen Versammlung in Tokio.
Wie die Japan Times mitteilt, setzte sich der 85-jährige Mori in seiner Zeit als Premierminister in den 2000er Jahren durch Gespräche mit Putin aktiv für die Stärkung der bilateralen Beziehungen zu Russland ein. Nachdem er vor zehn Jahren als Abgeordneter in den Ruhestand getreten war, habe er sich als Sondergesandter des damaligen Premierministers Shinzo Abe mit Putin getroffen.
Der ehemalige Premierminister kritisierte auch japanische Nachrichtensender, deren «einseitige» Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine ihm den Eindruck vermittle, «dass sie sich nur auf Berichte aus Europa und den USA verlassen».
Mori äusserte sich auf einer Veranstaltung im Zusammenhang mit Muneo Suzuki, einem altgedienten Politiker, der für seine engen Beziehungen zu Russland und seine Bemühungen um eine Lösung der Frage der von Russland gehaltenen japanischen Inseln vor Hokkaido bekannt ist.
Der Japan Times zufolge erklärte Mori auch, Putin könnte sich zum Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine entschliessen, wenn die derzeitige Situation anhält.
«Auch Putin hat sein Gesicht zu wahren», erläuterte er.
Der ehemalige Premierminister verriet, dass er Putin ermutigt habe, sein Land in die NATO aufzunehmen, und dass der russische Präsident damals gesagt habe, er schliesse diese Option nicht aus; doch die USA würden das nicht zulassen.
Laut Mori wäre der ehemalige Premierminister Shinzo Abe derjenige gewesen, der eine Rolle bei der Lösung der aktuellen Situation hätte spielen können. Doch Abe wurde im Juli diesen Jahres erschossen. Mori sieht nun Suzuki als geeigneten Vermittler.
«Premierminister Fumio Kishida lehnt sich einseitig an die USA an», beklagte er.
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