Der am Freitag veröffentlichte Bericht über das monatliche Haushaltsdefizit der USA enthielt eine schockierende Zahl, berichtet ZeroHedge. Laut dem Finanzministerium haben die USA in den neun Monaten des laufenden Haushaltsjahres bereits einen Rekord von 652 Milliarden Dollar an Bruttozinsen angehäuft. Diese Zahl ist um mehr als 25 Prozent höher als die Zinszahlungen für den Vergleichszeitraum des Vorjahres. Diese beliefen sich auf 521 Milliarden Dollar.
Quelle: US-Finanzministerium
Die steigenden Zinssätze waren laut ZeroHedge die Hauptursache für das Defizit, da die US-Notenbank ihren Leitzins seit Beginn der Zinserhöhungen im März letzten Jahres um 5 Prozent erhöht hat. Die «in Panik geratene US-Notenbank» versuche damit, «ihr episches politisches Versagen in den Jahren 2020 und 2021 ungeschehen zu machen, als sie die Zinssätze viel zu lange bei Null hielt, während sie Billionen in verschiedene Vermögensblasen pumpte», so das Portal.
Die Renditen fünfjähriger Staatsanleihen liegen jetzt bei etwa 3,96 Prozent, gegenüber 1,35 Prozent zu Beginn des letzten Jahres. Mit der Fälligkeit von Wertpapieren mit niedrigeren Renditen sieht sich das Schatzamt mit einem stetigen Anstieg der Zinssätze konfrontiert, die es für die ausstehenden Schulden zu zahlen hat. ZeroHedge weist darauf hin, dass selbst bei einer Zinssenkung die tatsächlichen Zinszahlungen aufgrund der Verzögerung bei der Prolongation fälliger Schulden in absehbarer Zukunft weiter steigen.
Zum Vergleich führt das Portal an, dass der gewichtete Durchschnittszins für die gesamte ausstehende Verschuldung Ende Juni nur 2,76 betrug. Ein Wert, der nach Angaben des Finanzministeriums seit Januar 2012 nicht mehr übertroffen wurde. Das sind 1,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie aus den Daten des Ministeriums hervorgeht. Wenn die Fed die Zinsen tatsächlich länger hochhält, wird der Durchschnittszins für die Schulden in einem Jahr 4 Prozent übersteigen. ZeroHedge folgert daraus:
«Das wäre eine absolute Katastrophe für die USA. Es würde bedeuten, dass die Zinszahlungen für die Gesamtverschuldung der USA in Höhe von 32,3 Billionen Dollar innerhalb von 12 Monaten 1,3 Billionen Dollar erreichen würden. Dadurch werden die Schuldzinsen möglicherweise zur grössten Einzelausgabe der US-Regierung und die Sozialversicherung übertreffen!»
Quelle: US-Finanzministerium
Nach Angaben des St. Louis Fed’s FRED und des U.S. Bureau of Economic Analysis (BEA) haben die Zinszahlungen der Bundesregierung nun zum ersten Mal die 900-Milliarden-Dollar-Grenze überschritten und werden innerhalb eines Quartals wahrscheinlich die 1-Billionen-Dollar-Grenze überschreiten.
Quelle: St. Louis Fed’s FRED
ZeroHedge erachtet dies als «einen historischen Wert, der wahrscheinlich den Countdown zum US-Minsky-Moment einleiten» werde:
«Kurz gesagt, das Endspiel ist nun erreicht und alles, was die USA jetzt noch tun können, ist, die Stühle [auf der Titanic] umzustellen.»
Das Portal ist der Ansicht, dass das BIP nach der nächsten Rezession einbrechen wird. Gemäss dem Congressional Budget Office (CBO) werden die US-Schulden hingegen weder absolut noch relativ gesehen jemals wieder sinken.
Quelle: US-Congressional Budget Office
Aus dem Bericht des US-Finanzministeriums geht weiter hervor, dass die Ausgaben der US-Regierung im Juni unerwartet um 15 Prozent auf 646 Milliarden Dollar gestiegen sind. Fast 100 Milliarden Dollar mehr als vor einem Jahr. Die Steuereinnahmen sind hingegen um 9,2 Prozent von 461 Milliarden auf 418 Milliarden eingebrochen, was zu einem Rückgang der Staatseinnahmen um mehr als 7,3 Prozent in den vorangegangenen zwölf Monaten führte. Das ist der stärkste Rückgang seit Juni 2020, als die USA von der Lockdown-Rezession betroffen waren.
Quelle: US-Finanzministerium
Quelle: US-Finanzministerium
Die steigenden Staatsausgaben in Verbindung mit den schrumpfenden Steuereinnahmen haben dazu geführt, dass sich das US-Haushaltsdefizit im Juni von 89 Milliarden Dollar vor einem Jahr auf 228 Milliarden fast verdreifachte und damit weit über der Konsensschätzung von 175 Milliarden lag.
Da die monatlichen Defizite höher ausfallen als erwartet und auch weit höher als vor einem Jahr, findet es ZeroHedge nicht überraschend, dass das kumulierte Defizit nach neun Monaten im Haushaltsjahr bereits das dritthöchste in der Geschichte ist. Es wird nur von den Krisenjahren 2020 und 2021 übertroffen: Mit 1,393 Billionen Dollar ist das Defizit im Haushaltsjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bereits um 170 Prozent gestiegen.
Quelle: US-Finanzministerium
ZeroHedge resümiert:
«Auch wenn diese Zahlen traurig sind, überraschen sie nicht: Sie bestätigen lediglich, dass sich die USA auf einem immer schnelleren Weg in den fiskalischen Tod befinden. Aber nicht bevor die Fed gezwungen ist, die Schulden erneut zu monetarisieren (man fragt sich, welche Finanzkrise die Leute auf Jekyll Island dieses Mal heraufbeschwören werden, um das nächste Multi-Billionen-QE zu starten).»
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