Jüdische Aktivisten haben sich insbesondere in den USA schon mehrmals für einen Waffenstillstand im gegenwärtigen Israel-Gaza-Krieg ausgesprochen. Dabei handelte es sich jedoch nicht um zionistische Gruppierungen. Diese habe sich bislang mit Kritik an Israels vorgehen im Gazastreifen zurückgehalten. Das hat sich nun geändert.
So setzt sich Americans for Peace Now laut der Times of Israel neuerdings für ein Ende der Kriegshandlungen ein. Die linksgerichtete pro-israelische Organisation sei damit die erste US-zionistische Gruppe nach mehr als drei Monaten Kämpfen, die dies getan hat.
Der Vorsitzende der Gruppe, James Klutznick, erklärte der Times zufolge am Montag, dass die Fortsetzung des Krieges inakzeptable Risiken für Israel, die Zivilbevölkerung im Gazastreifen und die gesamte Region darstelle.
Die Organisation fordert die Regierung von Joe Biden auf, Israel zu einem sofortigen Ende der Feindseligkeiten zu drängen und vom Krieg zu Friedensbemühungen überzugehen.
Die Times erläutert die Spaltung in der bisherigen breiten Unterstützung für Israels Offensive unter US-amerikanischen zionistischen Gruppen:
«Die Opfer im Gazastreifen haben den jüdischen Konsens ausgehöhlt, ebenso wie die Rhetorik einiger rechtsextremer Mitglieder der Koalition von Premierminister Benjamin Netanjahu. Letzte Woche forderte die Union für Reformjudentum, die die grösste US-amerikanisch-jüdische Glaubensgemeinschaft vertritt, Netanjahu auf, Minister, die den Abzug der Palästinenser aus dem Gazastreifen fordern, zu zügeln.»
Americans for Peace Now ist Mitglied der Conference of Presidents of Major American Jewish Organizations (CoP). Gemäss der Times haben andere linksgerichtete Gruppen der CoP bisher noch nicht zu einem Ende des Krieges aufgerufen.
J Street, eine liberale jüdische Nahost-Politikgruppe, habe zwar weiterhin Unterstützung für den Krieg ausgedrückt, allerdings erklärt, dass Israel mehr tun müsse, um das zivile Leben zu schützen.
Die Zeitung macht weitere Anzeichen für einen zerbrechenden jüdischen Konsens aus. So hätten beispielsweise im Oktober, kurz nach dem Angriff der Hamas, alle 24 jüdischen Demokraten im US-Repräsentantenhaus mit einer Unterschrift ihre uneingeschränkte Unterstützung von US-Präsident Joe Biden für Israel erklärt. Bis Dezember hätten sich jedoch einige von ihnen den Forderungen nach einem Waffenstillstand angeschlossen, darunter einer der Initiatoren der Oktober-Erklärung, der Republikaner Jamie Raskin aus Maryland.