Die zweitätige Debatte im griechischen Parlament über die «Ehe für alle» verlief diese Woche kontrovers und mündete in eine Abstimmung, deren Front – unüblich für Griechenland – quer durch die Parteien verlief (wir hatten bereits hier darüber berichtet).
Die Regierung wies darauf hin, dass diese Reform das Leben vieler Bürger verbessern werde. Sie erinnerte vor allem an Kinder homosexueller Ehen, die durch das Familienrecht künftig besser geschützt würden. Auf den Widerstand der orthodoxen Kirche ging sie nur indirekt ein und betonte, dass sie jene Reformen umsetzen müsse, die sie für notwendig erachte.
Trotz grossen Drucks der Parteispitze gab es auch bei der Regierungspartei Nea Dimokratia (ND) zahlreiche Abweichler, darunter etwa der frühere ND-Vorsitzende und Ex-Ministerpräsident Antonis Samaras. Kinder würden nur als «Vorwand» genannt, in Wahrheit verändere man mit der Reform die «Definition der Familie», gab er zu bedenken. Mit Blick auf andere westliche Staaten sprach Samaras von einer «Woke-Kultur», durch die sämtliche Werte demontiert würden. Seiner Ansicht nach werde durch die Verabschiedung dieses Gesetzes vor allem die extreme Rechte gestärkt.
Die Regierungspartei wurde insofern geschwächt, als immerhin 20 ND-Abgeordnete gegen das Gesetz votierten und 31 sich der Stimme enthielten. Generell unterstützt – auch wenn es hier quer durch diese Parteien Stimmenthaltungen gab – wurde die Gesetzesanpassung unter anderem von der ND, der radikalen Linken SYRIZA und der sozialdemokratischen PASOK. Dagegen votierten die kommunistische KKE sowie die am rechten politischen Rand angesiedelten Parteien der Spartaner, die Griechische Lösung und Niki.
Ohne die Unterstützung der Opposition wäre das Projekt gescheitert. Griechenland ist das erste orthodoxe Land und das östlichste Land in der EU, das eine derartige Reform durchführt. Ob es Nachahmer geben wird, dürfte sich weisen. Und es wird sich ebenfalls zeigen, ob es dabei bleibt oder ob Adoption durch Leihmutterschaft, Eizellenspende oder künstliche Befruchtung die nächsten Schritte sind.
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