Eine umfangreiche Untersuchung von Bloomberg hat die von pronews.gr veröffentlichten Daten über die Beteiligung griechischer Reedereien an der Umgehung des russischen Ölembargos bestätigt. Russland hat laut dem Bericht ein ausgeklügeltes System entwickelt, um westliche Sanktionen zu umgehen und weiterhin Öl zu Preisen oberhalb der Obergrenze von 60 Dollar pro Fass in Entwicklungsländer zu liefern.
Das System beinhaltet eine «Schattenflotte» von Schiffen, die russisches Öl transportieren und so die Vorschriften zur Einhaltung der Obergrenze umgehen. Laut pronews.gr handelt es sich bei diesen Schiffen um griechische Schiffe unter fremder Flagge.
Das Schattenflottensystem wird trotz internationaler Bemühungen zur Verhinderung illegaler Schifffahrtsaktivitäten weiterhin aktiv genutzt. In internationalen Gewässern, zum Beispiel in der Nähe des Golfs von Lakonien, wird die aus Russland kommende Fracht auf griechische Frachter umgeladen und dann weitertransportiert.
Die griechischen Behörden haben anscheinend keinen Einfluss auf die Eigner solcher Schiffe, da der Umschlag der Fracht mindestens sechs Meilen vor ihrer Küste stattfindet. Die Identität der Eigentümer und Versicherer der Schiffe bleibt unbekannt.
Bloomberg berichtet, dass Griechenland vor allen anderen Ländern beim Transport von russischem Öl führend ist. Bis Anfang 2023 haben die Tanker der Schattenflotte insgesamt etwa 45 Prozent des russischen Öls transportiert.
Bloomberg illustriert den Artikel mit einem Foto von zwei Tankern Bordwand an Bordwand im Golf von Lakonien und betont, dass das Scheitern der westlichen Sanktionen gegen russische Ölexporte nur eine kurze Bootsfahrt von der griechischen Küstenstadt Gythio entfernt sichtbar sei.
Ein weiterer Aspekt des Problems betrifft die Angriffe auf Öltanker im Schwarzen Meer, wie jüngst von der Ukraine auf einen russischen Öltanker. Solche Angriffe verteuern den Transport erheblich und könnten zu einem Rückzug einiger Reedereien aus der Region führen.
Trotz der Preisobergrenze von 60 Dollar für russisches Öl haben G7 und EU nicht den gewünschten Effekt erzielt. Russland erhöhte einfach die Fördermenge, um den niedrigeren Preis auszugleichen. Griechische Reedereien spielen eine Schlüsselrolle in diesem Kontext, und Bloomberg betont, dass die Kontrolle über die Tankerflotte entscheidend wäre, um die Einhaltung der Preisobergrenze sicherzustellen.
Die Umflaggung und der Verkauf von alten Schiffen, ist für griechische Reeder lukrativ. Sie ziehen sich damit – wie verlangt – offiziell aus dem Russland-Geschäft zurück. Viele dieser Schiffe sind zudem alt und schwer zu versichern, was für die Griechen eine willkommene Gelegenheit darstellt, sie zu einem guten Preis zu veräussern.
Der Chefökonom des Institute of International Finance (IIF), Robin Brooks, erklärt in einem Interview mit RND, dass die EU Massnahmen ergreifen sollte, um den Verkauf von Tankern nur an westliche Unternehmen zu ermöglichen und die Preisobergrenze für russisches Öl auf 50 Dollar zu senken. Brooks betont, dass die Kontrolle über die Tankerflotte entscheidend sei, um die Sanktionen effektiv durchzusetzen.
Trotz der Bemühungen, Russlands Ölexporte zu regulieren, bleibt die EU machtlos gegenüber dem Ölverkauf nach China, während griechische Reedereien weiterhin eine bedeutende Rolle beim Transport von russischem Öl spielen. Russland profitiert also prächtig von seinem Ölgeschäft.
«Wir sind bescheidene Taxifahrer. Wir transportieren von A nach B. Nichts anderes», kommentiert ein griechischer Schiffsreeder die Lage.