Der deutsche Hausarzt Tim Knoop outet die Pläne der Bundesregierung in Berlin als Desaster: Mit Einführung der sogenannten Fieberambulanzen, an die sich Infektpatienten in Zukunft ausschliesslich wenden müssten, drohten den niedergelassenen Medizinern herbe Einkommensverluste.
Zudem würden viele verängstigte Patienten gar keinen Arzt mehr aufsuchen, so Knoop im Fachportal Doccheck.
Knoop ist in seinen Aussagen deutlich:
«Alle Infektpatienten sollen nicht mehr kommen. ALLE! Damit fallen schon einmal gefühlt mindestens 30 Prozent aller Patienten weg. Und vor allem: Das sind die ’Verdünner’-Patienten. Die, die den Umsatz garantieren, meistens ohne viel Aufwand zu machen. Also unser Brot-und-Butter-Geschäft. Ich sage mal voraus: Das Minus vom 2. Quartal wird da gar nichts gegen sein».
Betroffen wären laut Knoop auch chronisch Kranke:
«Die Chroniker werden auch nicht mehr kommen. Und zwar egal, wie sicher wir unsere Praxen machen. Man merkt jetzt schon wieder, wie sich in dieser Patientengruppe eine Nervosität und Unsicherheit ausbreitet, während die Anderen feiern gehen».
Rein finanziell sei das Konzept ohnehin nicht durchdacht:
«Da wir dann deutlich weniger Umsatz machen werden, wird das gesparte Geld in die Ambulanzen gepumpt. Der Rettungsschirm ist ausgelaufen und die Kassen haben bereits in den aktuellen Verhandlungen signalisiert, keinen Penny mehr zahlen zu wollen – Pandemie und tolle Leistungen hin oder her. Danke für nichts. Wir werden dafür zahlen».
Der Arzt zeigt zudem aus, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der die Pläne in Berlin vorstellte, durch Ahnungslosigkeit glänzt:
«Wie soll man sich so eine Fieberambulanz vorstellen? Ein Zelt, in dem kurz abgehört und abgestrichen wird? Und dann mit Krankmeldung nach Hause und da auskurieren? Und wenn es schlimmer wird, noch mal melden? Damit ist leider die Behandlung eines Patienten nicht getan, zumindest nicht von allen»
Meinung der Redaktion: Beachtlich ist nicht nur Knoops Offenheit, sondern die Tatsache, dass der Beitrag von Doccheck publiziert wurde. Das Portal ist eine zentrale fachliche Austauschplattform für Ärztinnen und Ärzte bundesweit, die Reaktionen im Forum bieten einen interessanten Einblick in die Gemütslage der niedergelassenen Ärzteschaft in Deutschland.