Etwas Schlimmeres als einen Vergleich mit dem Holocaust kann es im Grunde nicht geben. Man spricht ja von der «Singularität des Holocaust» oder von dessen «Einzigartigkeit». Demnach soll er in seiner Grausamkeit auch den Bolschewismus und den Kolonialismus noch übertroffen haben.
Ob die Singularitätsthese haltbar ist, darüber wird durchaus debattiert. So geschehen etwa 2021 in der Wiener Zeitung, in der die «falsche Singularitätsthese» in den Diskussionsring geworfen wurde.
Wie dem auch sei. Wenn der ohne Zweifel äusserst schreckliche Angriff, der jetzt gegen Israel stattgefunden hat und der Hamas angelastet wird, von einem jüdischen Medium wie dem Tablet-Magazin mit dem Terminus «Holocaust» belegt wird, so sagt das auf jeden Fall so Einiges über die Gemütslage vieler Juden aus.
Das in New York City ansässige Magazin ist derweil kein Medium, das den Regierenden nach dem Mund redet. In Bezug auf die Corona-Politik zum Beispiel schrieb es kürzlich:
«Wir brauchen Politiker mit praktischen Plänen, um eine Wiederholung der Lockdowns zu vermeiden – zumal sich die meisten Covid-19-Mandate nicht nur als nutzlos, sondern als schädlich erwiesen haben.»
Was das Gemetzel in Israel angeht, so verortet das Magazin die grundlegende Ursache bei «einem Jahrzehnt perverser US-Politik», wie es wörtlich in dem Artikel «Amerikas Verrat an Israel» heisst. Diese hätte letztlich die «Voraussetzungen» für den «Massenmord» an Juden geschaffen.
Starker Tobak, der mit nicht minder drastischen Worten begründet wird:
«In [den von Massakern betroffenen Städten] Sderot und Ofakim und sogar in Tel Aviv muss man einen Preis dafür zahlen, dass man [in der israelischen Politik] die reale Welt verlässt und sich dem Fetischspiel hingibt (...) Anstatt sich als Bürger eines starken, aber bedrängten Landes zu verstehen, dessen erste Aufgabe es ist, sich selbst zu schützen, schwelgten die Israelis in der Vorstellung, dass die Vereinigten Staaten ihr Beschützer waren und immer sein würden.»
Tatsächlich jedoch hätten die USA über weite Strecken des vergangenen Jahrzehnts eine Aussenpolitik verfolgt, die darauf abziele, den Iran zu stärken und ihm die Möglichkeit zu geben, eine starke Einflusssphäre in der Region zu bilden. Robert Malley, Barack Obamas Chefunterhändler für das Iran-Abkommen, habe dabei geholfen, eine iranische Einflussagentin in einige der sensibelsten Positionen in der US-Regierung einzuschleusen – zuerst im Aussenministerium und jetzt im Pentagon, wo sie als Stabschefin des stellvertretenden Verteidigungsministers für Sondereinsätze dient.
Doch damit nicht genug. Die Regierung Biden habe auch Vermögenswerte in Milliardenhöhe freigegeben, um es Teheran zu erleichtern, seinen Stellvertreter, die Hisbollah, die den Libanon kontrolliere, zu unterstützen. Zudem seien riesige Finanzspritzen verabreicht worden, um damit in erster Linie die Gehälter von Zehntausenden von nicht überprüften «Sicherheitskräften» zu bezahlen.
Für das Tablet-Magazin spielt keine Rolle, was Biden heute sagt. Begründung:
«Wenn Sie sich für den Iran einsetzen; wenn sie ihm und seinen Vertretern Geld schicken; wenn sie palästinensische Gewalt belohnen; wenn sie alles daran setzen, [Ministerpräsident Benjamin] ‹Bibi› [Netanjahu] als gefährlichen Faschisten darzustellen; wenn sie seine Gegner finanzieren und unterstützen und damit zu weiterer Instabilität und Unruhe beitragen; wenn sie den iranischen Agenten Schlüssel des US-Geheimdienstes aushändigen; wenn sie ihre Sprecher dazu bringen, es als ‹Desinformation› zu bezeichnen, damit die Leute offensichtliche Zusammenhänge erkennen; wenn sie all dies tun, wissen Sie, was passieren wird. Sie wollen, dass es passiert.»
Da stellen sich nur die Fragen, die zum Beispiel der OffGuardian aufwirft:
Wie kann es sein, dass ein überfinanziertes israelisches Militär nicht in der Lage war, den Angriff der vergleichsweise kleinen und schlecht ausgerüsteten palästinensischen Streitkräfte zu überwachen und abzuwehren? Und wieso sollte die Hamas, die die moralische Überlegenheit und die Sympathien der westlichen Linken innehat, so dämlich sein, ihr Image zu pulveriesieren, indem sie junge Frauen von «Friedensfestivals» entführt und sich dabei auch noch selbst aufzeichnet und die Bilder im Internet veröffentlicht? (Transition News berichtete).
Die israelische Journalistin und ehemalige Geheimdienstmitarbeiterin Efrat Fenigson bläst ins gleiche Horn wie der OffGuardian und meint, es sei auszuschliessen, dass die israelische Regierung nichts gewusst habe:
Quelle: Twitter-Account von Efrat Fenigson
Das Tablet-Magazin wiederum schreibt dazu:
«Eine Idee, die heute Nachmittag in meinem Posteingang kursiert, besagt, dass ein Teil des vollständigen militärischen Zusammenbruchs Israels heute durch einen massiven iranischen Cyberangriff verursacht wurde, der die Systeme des Landes hackte und verhinderte, dass Israel das sah, was eigentlich offensichtlich hätte sein müssen.
Dass dies nicht nur wahr sein könnte, sondern auch damit zusammenhängt, dass die USA vor kurzem einem Team iranischer Agenten auf höchster Ebene Zugang zu US-Geheimdienstinformationen gewährt haben, die sehr wohl Informationen über israelische Systeme enthalten könnten, ist ein nicht annähernd so weit hergeholtes Szenario, wie viele es gerne hätten.
Und wenn wir jemals die Wahrheit über all das herausfinden, dann nur dank Elon Musk, ohne den wir nur Zugang zu staatlich genehmigter Propaganda hätten.»
Daraus folgt, dass wir es hier entweder mit einem eklatanten Politikversagen zu tun haben. Und das wäre, wenn man sich das dadurch entstandene Leid anschaut, an Beschämung kaum zu überbieten. Oder aber der «Überraschungsangriff» war gar keiner, sondern das Ganze war eine geplante Operation.
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