Eines vorweg: Niemand stellt in Frage, dass ältere Menschen besonders unter der Klimaerwärmung leiden. Damit hat es sich aber auch schon mit dem Konsens bezüglich des Klima-Urteils vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Strassburg. Dieser hatte Anfang Woche die Schweiz wegen ihrer angeblich ungenügenden Klimapolitik verurteilt. Das verletze die Menschenrechte. Geklagt hatten die Schweizer «Klimaseniorinnen».
Es ist nachvollziehbar, weshalb Jugendliche auf die Strasse gehen, um «das Klima zu retten». Schliesslich wird ihnen in der Schule weisgemacht, der Mensch sei Schuld an der relativ leichten Klimaerwärmung, die in den letzten etwa 170 Jahren stattgefunden hat. Und dass die Welt deswegen untergeht, wenn wir nicht etwas dagegen tun. Im Alter wird man dem Volksmund zufolge jedoch weiser. Bei allem Respekt scheint das bei den Klimaseniorinnen allerdings nicht der Fall zu sein.
Fakt ist zum einen: Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass der Mensch durch seinen CO₂-Ausstoss massgeblich für die Klimaerwärmung verantwortlich ist. Zum anderen liegt der CO₂-Gehalt in der Atmosphäre bei 0,04 Prozent. Der menschliche Anteil davon beträgt etwa vier Prozent.
Klimaalarmisten behaupten zwar, er liege bei über 30 Prozent, doch um auf diese Zahl zu kommen, schreiben sie einfach den gesamten CO₂-Anstieg in der Atmosphäre seit Beginn der Industrialisierung dem Menschen zu. Sie ignorieren somit, dass ein Temperaturanstieg das natürliche CO₂ erhöht, zum Beispiel durch eine grössere Verdunstung.
Seien wir jedoch kulant und berechnen einen menschlichen CO₂-Anteil von zehn Prozent. Das wären dann 0,004 Prozent der gesamten Atmosphäre. Daten der EU zufolge entsprach der Anteil der Schweiz am weltweiten CO₂-Ausstoss im Jahr 2021 etwa 0,1 Prozent. Das sind 0,000004 Prozent der Atmosphäre. Bis 2030 will die Schweiz nun ihre Emissionen halbieren, also auf 0,000002 bringen. Und bis 2050 strebt der Bundesrat sogar «Netto-Null-Treibhausgas-Emissionen» an.
Der EGMR hat jetzt also entschieden, dass die Schweiz nicht genügend tut, um von diesen 0,000004 Prozent auf 0,000002 Prozent zu kommen. Und deswegen würden die Schweizer Seniorinnen leiden. Vorwiegend Grüne und Linke jubeln, andere sind besorgt. Selbst der Tages-Anzeiger sieht darin eine Gefahr für die Demokratie. Die Weltwoche kommentiert, nicht das Schweizer Volk würde also bestimmen, «sondern ein paar ziemlich fremde Richter in Strassburg».
Historisch, wie viele Medien behaupten, sei der Entscheid zwar, so die Zeitschrift. Aber «historisch dumm, historisch anmassend, historisch selbstzerstörerisch». Erstens verwässere und entwerte der Menschenrechtsgerichtshof die Menschenrechte weiter: «Wenn alles ein Menschenrecht ist, ist nichts mehr ein Menschenrecht.» Doch das ist nur ein Aspekt, denn zweitens:
«Das Urteil hebelt im Grunde den Kausalzusammenhang aus, der in der Rechtsprechung entscheidend ist. Ein Täter muss für eine Tat verantwortlich sein. Wenn nicht durch Beweise, so durch überzeugende Indizien. Ist die Schweiz dafür verantwortlich, dass sich das Weltklima erwärmt? Ist ihre Klimapolitik, ganz konkret und zweifelsfrei nachweisbar, dafür verantwortlich, dass sich ein paar ‹Klimaseniorinnen› im Sommer ab und zu unwohl fühlen? Natürlich nicht. Und was, ihr hohen und weisen Richter, wenn sich herausstellt, dass die Sonnentätigkeit an der Klimaerwärmung schuld ist? Verurteilt ihr dann die Sonne? Fazit: Dieses ‹historische› Urteil ist einfach nur hirnverbrannt.»
Das Urteil des EGMR fügt sich nahtlos in den gegenwärtigen postmodernen Konstruktivismus ein, in dem alles Ansichtssache ist, sogar das Geschlecht. Dass neben der «Wissenschaft» auch die Justiz in diese Sphäre der Fantasie abdriftet, ist äusserst bedenklich.
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Hören Sie zum Thema auch den Kommentar con Christoph Pfluger im «Stand der Dinge» von Transition TV.
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