Die indische Wissenschaftlerin, Umweltaktivistin und Verfechterin von Ernährungssouveränität und Umweltschutz, Vandana Shiva, sprach in der neusten Folge von Russell Brands «Stay Free» über den «Ernährungsfaschismus», die Macht der «Philanthropie», die digitale Versklavung und darüber, wie sich die Menschen aus diesem System befreien können. Darüber berichtet The Defender.
Während des Gesprächs erklärte Shiva, wie die Natur von grossen Unternehmen übernommen wurde. Die Privatisierung von Land und Ressourcen während des Kolonialismus sei der erste Schritt gewesen, um die Natur entweder «in eine Mine oder eine Müllhalde» zu verwandeln.
Heute sei die Privatisierung so weit fortgeschritten, dass der Megakonzern Cargill jedes Huhn, jede Hühnerproduktionsanlage und jeden für die Aufzucht von Hühnern benötigten Rohstoff besitzen und dann seinen gesamten Abfall in öffentliche Flüsse kippen könne.
Auf Brands Frage, warum der weltweite Aufstand der Landwirte – von Sri Lanka und Indien bis Deutschland, England und den Niederlanden – gegen die Globalisierung der Landwirtschaft von der Presse als eine rechte Idee dargestellt werde, antwortete Shiva:
«Mussolini hat den Faschismus als die Konvergenz von wirtschaftlicher und politischer Macht definiert. Ernährungsmittelfaschismus ist die jüngste Kontrolle über unsere Lebensmittelsysteme durch riesige Konzerne und Milliardäre.»
Während des Kolonialismus in Indien hätten die Briten zwar das Land, nicht aber die Nahrungsmittel kontrolliert, so Shiva. Die Industrialisierung der Landwirtschaft, die grüne Revolution und die Globalisierung hätten es den Konzernen ermöglicht, die Kontrolle über diesen Sektor zu übernehmen.
Ziel sei es, eine «Landwirtschaft ohne Bauern» zu schaffen, betonte Shiva und fügte hinzu, dass die Möglichkeit, ein Samenkorn zu pflanzen, Liebe, Wissen und Sonne einzubringen und Nahrung zu produzieren, das einzige wirklich unabhängige Produktionssystem sei.
Diese Freiheit wollten die Globalisten angreifen, urteilt Shiva. Deshalb würde man Landwirte diskreditieren und sie als «Faschisten» und «Rechtsradikale» bezeichnen.
«Und jeder, der das unterstützt, macht im Grunde die Arbeit dieser Globalisten. Das sind die Faschisten.»
Wie «Philanthropie» Kontrolle erkauft
Leute wie Bill Gates seien durch die neoliberale Handelsliberalisierung reich geworden. Bei dieser sei der Handel mit Informationen, Software und anderen Formen von Daten völlig unbesteuert geblieben. Nun würden sie dieses Geld «philanthropisch» nutzen, um die Kontrolle über andere Sektoren zu erlangen.
Indem sie der globalen Saatgutbank, der Weltgesundheitsorganisation und Medienunternehmen wie The Guardian oder der BBC riesige Geldsummen spendeten, hätten Gates und andere Milliardäre die Kontrolle über diese Organisationen und Medien übernommen. Das gebe ihnen sogar die Macht, Regierungen zu kontrollieren, die durch die Verschuldung in eine verzweifelte Geldnot geraten seien.
«Gates und das Silicon Valley sind sehr grosse Akteure in der Fake-Food-Zukunft, der Landwirtschaft ohne Bauern, den Nahrungsmitteln ohne Bauernhöfe. Und sie bringen Journalisten (...) dazu, dafür zu werben», resümierte Shiva.
Weiterlesen (auf Englisch)
Kommentare