Forscher des Weizmann-Instituts haben in einem Labor ein 14 Tage altes, synthetisches menschliches Embryonen-«Modell» hergestellt. Darüber berichten unter anderem die BBC, der Tagesspiegel und das Institut selbst.
Den Informationen zufolge hat das Modell wie ein echter Embryo Hormone freigesetzt und wurde sogar positiv auf eine Schwangerschaft getestet.
Der natürliche Prozess der menschlichen Entwicklung erfordert ein Spermium und eine Eizelle, die sich zusammen zu einem Embryo entwickeln; das synthetische Modell benötigt nur sogenannte «naive Stammzellen», die das Potenzial haben, alles zu werden, was Wissenschaftler ihnen einprogrammieren
Die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Arbeit wird von dem Forscherteam als das erste «vollständige» Embryomodell bezeichnet, das alle wichtigen Strukturen nachbildet, die sich im frühen Embryo entwickeln.
«Dies ist wirklich ein Lehrbuchbild eines menschlichen Embryos vom 14. Tag, das es so noch nicht gegeben hat», betont der Leiter der Studie, der israelisch-arabische Wissenschaftler Prof. Jacob Hanna.
Die Embryonenmodelle durften so lange wachsen und sich entwickeln, bis sie mit einem Embryo 14 Tage nach der Befruchtung vergleichbar waren. In vielen Ländern ist dies der gesetzliche Grenzwert für die normale Embryonenforschung.
Die Embryonenforschung sei rechtlich, ethisch und technisch heikel, merkt die BBC an. Aber es gebe jetzt einen sich rasch entwickelnden Bereich, der die natürliche Embryonalentwicklung nachahme.
Die beteiligten Forscher bestehen darauf, dass sie den ethischen Test bestehen. Dies, da ihre Versuche ohne menschliches Sperma oder Eizellen durchgeführt und die Modelle mit Laborchemikalien entwickelt werden, die die Stammzellen so stimulieren können, dass sie vier verschiedene Zelltypen imitieren, die für den Aufbau eines Embryomodells erforderlich sind. Ethische Bedenken und die Ängste vor Klon-Fabriken werden abgewiegelt.
Die BBC zitiert Prof. Robin Lovell Badge vom Francis Crick Institute, das ebenfalls die Embryonalentwicklung erforscht. Dieser tut kund, dass diese Embryomodelle «ziemlich gut» und «ziemlich normal» aussehen.
«Ich finde es gut, ich finde es sehr gut gemacht, es ergibt alles einen Sinn und ich bin ziemlich beeindruckt davon.»
Allerdings müsse man die derzeitige Ausfallquote von 99 Prozent noch verbessern.
Kommentar Transition News:
Auffällig ist die Gleichschaltung bei der Veröffentlichung dieser Forschungsergebnisse: Alle Meldungen über diese Arbeit wurden am gleichen Tag, am 6. September 2023, publiziert. Der Tagesspiegel zeigte sich besonders visionär und präsentierte sogar ein Interview mit dem Studienleiter Jacob Hanna, wofür eine gewisse Vorarbeit erforderlich ist.
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